Anforderungen an Krankenhausaufzüge
Welche besonderen Anforderungen müssen Krankenhausaufzüge erfüllen? Was sind eigentlich Krankenhausaufzüge? Lift-Consultant Horst Schickor hat die wichtigsten Informationen für Betreiber von Krankenhausaufzügen zusammengestellt.
Von Horst Schickor
Zunächst einmal: Den Krankenhausaufzug gibt es nicht. Gehen wir davon aus, dass wir Aufzüge in Krankenhäusern meinen.
Krankenhäuser benötigen verschiedene Arten von Aufzügen. Dazu gehören zum Beispiel:
• Bettenaufzüge
• Personenaufzüge für Besucher und/oder Personal
• Lastenaufzüge
• Güteraufzüge
An dieser Stelle sollen die Bettenaufzüge betrachtet werden.
Bei der Planung eines Krankenhauses oder einer Klinik innerhalb eines Krankenhauskomplexes ist es wichtig, vorab die erforderlichen Förderleistungen und Redundanzen zu ermitteln. Sehr häufig werden die Fahrtenzahlen der Aufzüge unterschätzt. Entsprechende Berechnungen mithilfe von Ingenieurbüros für Fördertechnik sind daher dringend erforderlich. Der Generalunternehmer oder Fachplaner, der nicht aus dem Bereich Fördertechnik kommt, ist dazu fachlich meist nicht in der Lage.
Verfügbarkeit: Von Bettenaufzügen wird eine Verfügbarkeit von fast 100 Prozent gefordert. Dies gilt auch für alle anderen Aufzüge. Aber Aufzüge sind Maschinen, die auch Störungen haben und Ausfallzeiten verursachen können. Aus diesem Grund ist man gut beraten, Aufzüge in sensiblen Bereichen in großer Zahl zu planen, um auf der sicheren Seite zu sein.
Fahrkorbgröße: Bettenaufzüge haben in der Regel größere Fahrkörbe zur Aufnahme von Betten und Begleitpersonal. Dementsprechend ist auch eine Tragfähigkeit von ca. 2.500 kg bezogen auf die Fahrkorbgrundfläche erforderlich. Sinnvoll ist hier die Anpassung des Gegengewichtes mit ca. 40 Prozent Ausgleich. Dies ist ratsam, da die Tragfähigkeit durch die zu befördernden Lasten in der Regel nicht annähernd erreicht wird und bei Leerfahrten das Gegengewicht immer angehoben werden muss. Diese Maßnahme spart Energie und dient der Nachhaltigkeit.
Komponenten und Maschinenraum: Die Komponenten von Bettenaufzügen müssen robust sein, um den hohen Fahrtenzahlen gerecht zu werden und eine entsprechend hohe Lebensdauer zu gewährleisten. Es ist auch empfehlenswert, die Aufzüge mit Maschinenräumen zu planen und auszuführen. Dies ist auch vorteilhaft für spätere Arbeiten und ggf. notwendige Personenbefreiungen.
Foto: © Butz-Neumair AufzugbauFahrkörbe: Die Fahrkörbe sind sinnigerweise mit Edelstahl ohne Schattenfugen auszukleiden, damit man sie gut reinigen kann. Das Gleiche gilt für die Fußböden. Die Fahrkörbe sollten innen hell und freundlich gestaltet sein, ggf. mit Bildern an den Wänden. Die Beleuchtung soll ebenfalls hell sein, jedoch nicht blenden. Indirekte Beleuchtung, wie in den 70er und 80er Jahren, sollte vermieden werden. Mit indirekter dunkler Beleuchtung hat man eher das Gefühl, dass das die letzte Fahrt ist!
Türen: Sie müssen über eine ausreichende Breite verfügen. Die Schließ- und Öffnungsgeschwindigkeiten müssen unabhängig voneinander einstellbar sein. Lichtgitter mit Vorraumüberwachung sind selbstredend. Sinnvoll ist es auch, Türen mit verdeckten Führungen einzusetzen, damit Betten oder sensible medizinische Geräte nicht über die Öffnungen der Türführungsschienen fahren müssen.
Bettenerkennung: Sie dient dazu, dass bei einem Bett im Fahrkorb die Innensteuerung Vorrang hat und weitere Außenrufe nicht angenommen werden. Ob sie im Fahrkorb erforderlich ist, muss im Vorfeld geprüft werden. Eine Innensteuerung im Fahrkorbtableau ist in jedem Fall notwendig.
Vorrangtaster: Soll der Aufzug auch für Notfahrten von außen benutzt werden, sind auch außen Vorrangtaster vorzusehen. Dies kann in Form von Schlüsselschaltern, Kartenlesern usw. erfolgen. Für diese Außenkommandos gibt es verschiedene Möglichkeiten. Der Fahrkorb kann die vorhandenen Befehle noch abarbeiten oder es erfolgt ein harter Vorzug, d. h. die Fahrt wird abgebrochen und der Fahrkorb fährt sofort zum Außenruf.
Barrierefreiheit: Einrichtungen für Personen mit eingeschränkter Mobilität, wie z. B. Sprachansagen, Handläufe im Fahrkorb, ggf. Klappsitze usw., sind selbstverständlich. Besonders wichtig ist die Bündigkeit in den Haltestellen, um ein Stürzen der Fahrgäste zu verhindern. In der Praxis hat sich gezeigt, dass früh öffnende Türen nicht von Vorteil sind.
Sicherheitsstromversorgung: Bettenaufzüge sollten über sie verfügen, um das Einschließen von Personen oder Betten möglichst zu verhindern oder auf sehr kurze Zeit zu reduzieren.
Brandfallsteuerung: Sie gehören bei Bettenaufzügen heute zum Standard.
Fahrgeschwindigkeit: Sie sollte nicht zu hoch gewählt werden, da eine Blockierung des Fahrkorbes zu unangenehmen Bewegungen führen kann.
Sonstiges: Eventuell sind weitere Vorrichtungen im Fahrkorb erforderlich, um notwendige medizinische Geräte (Beatmung etc.) anschließen zu können.
Wartung, Reinigung, Instandhaltung: Regelmäßige Wartung und Reinigung der Aufzugsanlagen sind in einem Krankenhaus unerlässlich. Reinigung ist bei Krankenhausaufzügen generell ein großes Thema, da in Krankenhäusern sehr viele Flusen und Fusseln in die Luft und damit in die Aufzugsschächte gelangen und sich insbesondere an den geölten oder gefetteten Stellen festsetzen. Dies kann unter Umständen sogar zu Brandgefahr führen.
Zur vorbeugenden Instandhaltung können Überwachungssysteme eingesetzt werden, die einen Abgleich zwischen den von den Komponentenherstellern angegebenen Standzeiten bzw. Spielen der eingebauten Verschleißteile und den tatsächlichen Fahrten bzw. Bewegungen ermöglichen. Rechtzeitig erneuerte Verschleißteile gewährleisten eine hohe Verfügbarkeit.
Fazit: Bettenaufzüge in Krankenhäusern oder ähnlichen Einrichtungen sind letztlich auch nur normale Aufzüge, an die jedoch höhere Anforderungen gestellt werden. Im Fahrkorb spielt die Hygiene eine wichtige Rolle. Verfügbarkeit ist ein großes Thema, ebenso Haltegenauigkeit und Türfunktionen. Vorbeugende Wartung und vorausschauende Reparatur sind sehr wichtig.
Der Autor ist Inhaber der Firma "Lift-Consulting Horst Schickor" und gehört zum Beirat des LIFTjournals.
Weitere Informationen: hs-lift-consulting.de
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