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Lift-Link hat großes Potenzial für den Mittelstand

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Für eine digitale Echtzeit-Übersicht von Aufzügen und Aufzugskomponenten unterschiedlicher Hersteller fehlte bisher die notwendige Plattform. Mit der Initiative Lift-Link könnte sich dies nun ändern. Was ist aus Sicht eines Beratungs- und Planungsbüros sowie aus der Perspektive der Betreiber von dieser Lösung zu halten?

Von Hendrik Hesse

Als Planungsbüro sind wir immer auf der Suche nach produktunabhängigen und herstellerneutralen Systemen, die uns und den Aufzugsbetreibern die Verwaltung und Administration der Anlagen erleichtern. Da es für die Fernüberwachung der Anlagen verschiedene Anbieter mit unterschiedlichen Ansätzen gibt, beobachten wir den Markt sehr genau, um für unsere Betreiber das Beste herauszuholen.

Bei Aufzugsfirmen, die beim Kauf eines Aufzugs automatisch ein Überwachungssystem mitliefern und die jährlichen Kosten zusätzlich in der Jahresrechnung ausweisen, sollte man zunächst kritisch sein. Es mag zwar schön sein, ein System zu haben, das Störungen und die Anzahl der Fahrten meldet, aber das Ganze muss auch wirtschaftlich sein. Insbesondere Aufzüge, die sich noch in der Gewährleistung befinden, benötigen nach unserer Auffassung eine solche feste Systemintegration mit hohen jährlichen Gebühren eher nicht.

Aus unserer Sicht muss ein solches System unabhängig von der jeweiligen Aufzugsfirma funktionieren können und natürlich kostengünstig sein, damit es sich für den Betreiber überhaupt lohnt. Die bisher am Markt verfügbaren und betriebenen Systeme erfüllen diese Anforderungen nach unserer Meinung oft nicht.

Halten die Systeme, was sie versprechen?

Ein Betreiber muss sich daher zunächst die Frage stellen, ob ein solches System für seine Aufzüge sinnvoll ist und ob es hält, was es verspricht. Eine schnellere Störungsmeldung ist gut, aber nur die halbe Miete. Wichtig ist auch die schnelle Verfügbarkeit des Störungsdienstes und die Frage, ob die vom System angezeigten Reparaturen wirklich notwendig sind.

Die Betreiber müssen auch sicher sein, dass jemand regelmäßig die Meldungen des Fernüberwachungssystems anschaut. Wenn wir für den Betreiber tätig sind, durchforsten wir derzeit regelmäßig alle Aufzugsanbieterportale oder warten auf E-Mails, die uns oft zeitverzögert zugestellt werden, um gegebenenfalls weitere Maßnahmen für den Betreiber einzuleiten.

Bessere Datenauswertung dank KI

Bei den heutigen Predictive Maintenance-Systemen im Aufzugsbau sind noch viele Fragen offen, sie haben trotz beworbener vorausschauender Wartung meist noch ihre starren Wartungsintervalle, die sie nach Erfahrungswerten oder Personalverfügbarkeit festlegen.

Wir gehen davon aus, dass sich die Datenbasis für alle Fernüberwachungssysteme in den nächsten Jahren deutlich verbessern wird, auch dank künstlicher Intelligenz (KI). Die Kunst besteht derzeit nicht darin, Daten zu sammeln, sondern sie auszuwerten und daraus zu erkennen, was mit dem Aufzug wirklich nicht stimmt – auch das wird durch KI besser werden. Im Moment muss aber noch ein unabhängiger Experte prüfen, ob die gemeldete Störung des Aufzugs wirklich Handlungsbedarf erfordert.

Und was ist mit Lift-Link?

Wie sieht es nun mit Lift-Link aus? Wenn das System wie versprochen funktioniert, könnte ich mir vorstellen, dass es
• die Zahl der Technikereinsätze reduziert
• eine schnellere Meldung von Störungen ermöglicht
• eine effizientere Wartungsplanung erlaubt (Predictive Maintenance)
• die Betriebs- und Instandhaltungskosten durch das Monitoring senkt und
• Anomalien erkennt.

Wie könnte das funktionieren? Wenn aufgrund der Datensammlung und -analyse eine bevorstehende Störung vermutet wird, soll Lift-Link in Zukunft in der Lage sein, die Wartungsfirma direkt über das System zu informieren. Lift-Link hat hier ein gewisses Potenzial: Denn es sind viele verschiedene Komponentenhersteller beteiligt, die am besten wissen, wann ihre Bauteile voraussichtlich verschleißen werden, und die Lift-Link im Vorfeld mit diesen Informationen füttern können. Damit wäre es möglich, relativ zuverlässig zu erkennen, wann eine Wartung oder Instandsetzung ansteht.

Lift-Link soll den Betreibern und Liftmanagement-Anbietern im Mittelstand einen Echtzeit-Überblick geben, den die Systeme der Aufzugskonzerne in der Regel nicht bieten. Wir als Planungsbüro wünschen uns ein solches System mit Echtzeit-Übersicht aus einer Hand.

Eine Cloud für alle

Zu klären ist auch, was mit dem fest installierten Fernwartungssystem passiert, wenn der Wartungspartner wechselt. Wenn die neue Wartungsfirma das System bei sich aufschalten kann, gibt es schon mal einen Kostenpunkt weniger. Aufzugsbetreiber kennen dieses Thema bereits von ihrer Notruftechnik und wünschen sich ein System, das mit umziehen kann.

Lift-Link schlägt hier eine Brücke, da das System für alle Aufzüge eigenständig nachgerüstet werden kann oder, wenn bereits vorhanden, nur noch aufgeschaltet werden muss.

Lift-Link ist deshalb so interessant, weil alle Komponentenhersteller daran teilnehmen können und es auf der anderen Seite nur eine Cloud gibt, die für alle Betreiber, Aufzugsfirmen und Aufzugsmanager zugänglich ist, und sie dort alle relevanten Daten erhalten.

Fazit

Derzeit ist Lift-Link vor allem noch eine Art Fahrtenzähler, dies erleichtert die bedarfsgerechte Wartung. Ob es zukünftig auch eine vorausschauende Wartung leisten kann, ist noch nicht klar, aber wenn man die Entwicklung im Bereich KI ansieht, erwarte ich in den nächsten Jahren interessante Fortschritte.

Lift-Link hat aus meiner Sicht für den Mittelstand ein großes Potenzial. Aber der Betreiber muss immer sicher sein, dass nur er bestimmt, was mit seiner Aufzugsanlage passiert. Er muss das letzte Wort haben.

Der Autor ist Inhaber der Aufzugsberatung Hesse in Karlsruhe. Das Unternehmen gehört zum Unterstützerkreis von Lift-Link.


Was macht Lift-Link? Lift-Link ist nach Angaben der Website direkt an die Cloud des Aufzuges bzw. der Aufzugskomponente angebunden und will so den Aufzugsbetreibern, Aufzugsbauern, Serviceunternehmen, Aufzugsmanagement-Unternehmen und Prüfgesellschaften ein verdichtetes Bild über nahezu alle Aufzugsanlagen bieten.

Detail-Informationen und Funktionen aus dem Leistungsportfolio der Hersteller-Cloud können per Verlinkung in die jeweilige Cloud genutzt werden. Alte bzw. nicht direkt anbindbare Aufzugskomponenten können mittels Zusatz-Sensorik angebunden werden.

Das Projekt wurde von dem Notrufhersteller Telegärtner Elektronik (TGE) initiiert. Es soll bei der interlift 2025 an den Start gehen. Bis jetzt unterstützen es mehr als 50 Firmen – darunter viele Aufzugskomponenten-Hersteller.

In unserem Online-Artikel "Neue herstellerübergreifende Plattform für die Branche" haben wir Lift-Link bereits vorgestellt.

tge-gruppe.de/liftlink

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