Wim Koster, Präsident der European Lift Association (ELA), im Gespräch mit Ulrike Lotze, Chefredakteurin des LIFTjournals.

Wim Koster, Präsident der European Lift Association (ELA), im Gespräch mit Ulrike Lotze, Chefredakteurin des LIFTjournals. (Foto: © LIFTjournal / Bernd Lorenz)

Welche Pläne haben Sie, Herr Präsident?

Aktuelles

Wim Koster, der neue Präsident der European Lift Association (ELA), hatte sich eigens von seiner niederländischen Heimat auf den Weg zum Verlag des LIFTjournals gemacht.

Wir haben dort Wim Koster nach seinen Plänen und Prioritäten, aber auch zum Altersdurchschnitt und dem Frauenanteil im neuen Vorstand der ELA befragt.

Sie wurden im Mai offiziell zum neuen Präsidenten der European Lift Association (ELA) gewählt. Was hat Sie dazu bewogen, zu kandidieren? 
Koster: Nach vielen Jahren an der Spitze der European Elevator Association (EEA), einem der repräsentativsten Mitglieder der ELA, war es an der Zeit, meine Erfahrung in den Verband einzubringen und meinen Beitrag zu leisten. In Übereinstimmung mit der Satzung und den Regeln der ELA fand dann am 1. Dezember 2023 die Wahl statt. Die 17 Mitglieder des Vorstands haben mich gewählt, und auf der Generalversammlung im Mai in Istanbul wurde dann der offizielle Wechsel vollzogen. Zunächst fand die Jahreskonferenz statt, die noch von Roberto Zappa geleitet wurde. Bei der anschließenden Vorstandssitzung wechselte dann die Führung.

Wie unterscheidet sich das Programm Ihrer Präsidentschaft von dem, das Präsident Zappa ursprünglich als Kandidat für eine dritte Amtszeit vorgeschlagen hatte?
Koster: Ich habe nicht vor, alles zu revolutionieren. Vor anderthalb Jahren habe ich gesagt, dass ich mir vorstellen könnte, der nächste Präsident der ELA zu werden. Ich teilte meine Ambitionen einigen anderen Vorstandsmitgliedern mit. Sie hielten es für eine gute Idee und wollten mich unterstützen. Roberto Zappa war zwei Amtszeiten lang unser Präsident. Obwohl er hervorragende Arbeit geleistet hat, glaube ich fest daran, dass auch bei der Führung eine Weiterentwicklung stattfinden muss. Durch Veränderungen in der Führung und bei den Mitarbeitern können Organisationen wie die unsere wachsen und leistungsfähiger werden. Neue Leute bringen neue Ideen, neue Praktiken – und das ist es, was wir brauchen. Es ist nun an der Zeit, sich auf die Wünsche und Interessen der ELA-Mitglieder zu konzentrieren. Meine Themen für die nächsten drei Jahre als Präsident sind vor allem Einheit und Integration.

Welche neuen Prioritäten möchten Sie während Ihrer Amtszeit setzen?
Koster: Während meiner Laufbahn habe ich in vielen verschiedenen Funktionen gearbeitet und bin mit vielen verschiedenen Aspekten in Berührung gekommen. Ich bringe gerne Menschen zusammen und suche nach Kompromissen. Wir vertreten die europäische Aufzugs- und Fahrtreppenbranche. Ich glaube aber, dass wir uns in unserer Branche – und da spreche ich durchaus auch für mein eigenes Unternehmen – manchmal zu sehr auf uns selbst konzentrieren. Es gibt in einem Gebäude weit mehr als nur Aufzüge. Stellen Sie sich also vor, dass wir als ELA-Verband unsere Kräfte bündeln oder zumindest die Verbindungen mit z. B. dem Verband der Bauindustrie, dem Verband für Heizungs-, Lüftungs- und Klimatechnik (HLK) oder dem Verband der Gebäudeautomationsbranche prüfen. Letztendlich haben wir alle einen starken Bezug zu Gebäuden. Viele Themen wie die Verringerung der CO2-Emissionen, künstliche Intelligenz und Digitalisierung stellen gemeinsame Themen dar. Wir können all diese Entwicklungen nicht aufhalten. Also sollten wir uns ihnen stellen und sehen, wie wir mit ihnen konstruktiv umgehen können.

Ich glaube, die ELA umfasst einschließlich der Experten mehr als 200 Personen. Es gibt also ein riesiges Potenzial an Know-how, das für die gesamte Branche von enormer Bedeutung ist.

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Bei der ELA gibt es verschiedene Ausschüsse und Arbeitsgruppen, die sich alle mit wichtigen Themen beschäftigen, um die Bedürfnisse unserer Mitglieder zu erfüllen. Als Erstes werden wir uns als ELA-Vorstand einen Überblick darüber verschaffen, wo wir stehen und was unsere Ziele sind. Wir brauchen eine klare ELA-Strategie und konkrete Pläne zu deren Umsetzung. Ein Schlüsselbegriff meines Ansatzes ist das Wort "gemeinsam". Ich bin der Meinung, dass es nicht nur um denjenigen geht, der als Präsident den Weg weist, sondern vielmehr darum, wie wir uns zusammensetzen und die Ziele der ELA sowie die Art und Weise definieren, wie die ELA diese Ziele erreichen will.

Außerdem würde ich gerne den administrativen Teil der Vorstandssitzungen – der zweifelsohne sehr wichtig ist – ein wenig zurückfahren und mehr Zeit für Diskussionen schaffen. Nehmen wir ein bestimmtes Thema, einen Keynote-Speaker, ein Meeting – und dann lasst uns zuhören, diskutieren und auch durchaus unterschiedlicher Meinung sein. Vielleicht können wir uns dann beim nächsten Mal einigen. Es ist wichtig, dass wir uns wirklich mit den Inhalten beschäftigen – und nicht nur mit der Art und Weise, wie wir Personen in Ausschüsse und Arbeitsgruppen wählen. Damit verbringen wir ein bisschen zu viel Zeit.

Kone hat aktuell einen sehr großen Einfluss auf der europäischen Ebene – Esfandiar Gharibaan ist Vorsitzender des CEN/TC10, Sie sind jetzt Präsident der ELA – wie ist die Position der anderen Konzerne zu diesem Thema?
Koster: Um die Branche glaubwürdig zu vertreten, braucht es eine gewisse Balance. Ich bin zum Beispiel der Vertreter der EEA im ELA-Vorstand und wurde auch in dieser Funktion als ELA-Präsident ernannt. Während der letzten Generalversammlung in Istanbul kamen neue Vertreter von Unternehmen und nationalen Verbänden hinzu, wovon die ELA profitieren wird. Die ELA sollte der Rahmen sein, in dem neue Ideen entstehen und die Interessen unserer Mitglieder vertreten werden. Und wir alle wissen, dass Menschen kommen und gehen.

In Ihrer ersten Stellungnahme als ELA-Präsident haben Sie betont, dass Sie auch kleine und mittlere Unternehmen (KMU) vertreten wollen – wie wird das aussehen, welche Pläne haben Sie diesbezüglich?
Koster: Die KMU sind in unserer Branche von großer Bedeutung. Größere und kleinere Unternehmen brauchen sich gegenseitig. Das war schon immer so und wird auch in Zukunft so sein. Konzentrieren wir uns auf das, was uns eint. Die Normung z. B. ist für alle ein schwieriges Thema. Doch die Normen kommen den KMU zugute, da sie eine Möglichkeit sind, die Einhaltung der Vorschriften nachzuweisen. Könnte auch künstliche Intelligenz hilfreich sein? Lassen Sie uns dem auf den Grund gehen. Viele haben Angst vor KI. Aber ich könnte mir vorstellen, dass die ELA ein Pilotprojekt startet, um herauszufinden, wie wir diese künstliche Intelligenz als Hilfsmittel für KMU einsetzen, um sie bei der Navigation in der Welt der Normung zu unterstützen. Warum starten wir also nicht eine Initiative mit den richtigen Leuten in Bezug auf Inhalte und KI und sehen, ob wir etwas auf die Beine stellen können?

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Ich habe einige Male mit Massimo Bezzi, dem Präsidenten EFESME (European Federation for Elevator Small and Medium-sized Enterprises), über die Idee oder den Wunsch gesprochen, enger zusammenzuarbeiten, um mit einer gemeinsamen Stimme für die Branche zu sprechen. Meiner Meinung nach ist die Sicherheit ein Thema, das uns eint. Sicherheit ist etwas, das uns verbindet. Das habe ich auch gelernt, als ich im Rahmen des Global Elevator Safety Forum an der Initiative zum Austausch von Daten über tödliche Unfälle beteiligt war, die 2018 auf den Weg gebracht wurde. Wir achten sorgfältig auf die Einhaltung der Vorschriften. Doch wenn es um die Sicherheit und Erkenntnisse zu diesem Thema geht, sind wir uns zumindest in einem Punkt einig: Wir wollen die Zahl der Zwischenfälle und Unfälle verringern. Dies ist ein Beispiel dafür, was wir bewirken können.

Welche Änderungen planen Sie in naher Zukunft für die ELA-Ausschüsse und -Arbeitsgruppen? Oder werden Sie die bestehenden Strukturen und Personen beibehalten?
Koster: Ich bin dabei, mich mit allen Vorsitzenden der verschiedenen Ausschüsse und Arbeitsgruppen zu treffen und Gespräche mit ihnen zu führen. Dabei möchte ich verstehen, was sie genau tun, und mein Interesse an ihrer Arbeit zeigen. Meine Fragen an alle Vorsitzenden lauten: Was sind die drei wichtigsten Themen, an denen Sie arbeiten? Sind Sie mit der Zusammensetzung Ihrer Gruppe zufrieden und wie kann der ELA-Vorstand Sie unterstützen? Eine Rückmeldung möchte ich hier gerne weitergeben: Wir haben verschiedene Ausschüsse und Arbeitsgruppen, in denen unterschiedliche Themen diskutiert werden. Eine Reihe von Vorsitzenden sagten mir, dass sie auch mehr von den anderen Vorsitzenden über deren Arbeit erfahren möchten. Im Allgemeinen ziehe ich die Evolution der Revolution vor.

Welche Rolle wird Ihrer Meinung nach die World Elevator and Escalator Federation (WEEF) in Zukunft spielen?
Koster: Ich denke, die Ideen und die vorherrschenden Themen betreffen die Normung. Das ist das ultimative Ziel, das wir alle erreichen wollen. Man muss die richtigen Schritte zur richtigen Zeit machen – und nicht zu schnell, aber auch nicht zu langsam vorgehen. Da ist Fingerspitzengefühl gefragt. Die WEEF ist wichtig, und sie wurde von der ELA initiiert. Ich denke, wir haben viel erreicht, und andere Verbände werden darauf aufmerksam. Meiner Meinung nach sollte die ELA bei dieser Initiative eine Führungsrolle einnehmen: allen zuhören, Meinungen und Ideen austauschen und dann Schritt für Schritt vorankommen.

Zhang Lexiang, Generalsekretär der China Elevator Association, sagte in der letzten Ausgabe des LIFTjournals, dass die EN ISO 8100 zu komplex und zu schwer zu verstehen sei. Teilen Sie diese Auffassung?
Koster: Diese Norm ist das Ergebnis langer Verhandlungen und langwieriger Diskussionen. Vereinfachungen sind immer möglich. Doch jetzt läuft‘s erst mal so und wir schauen einfach mal, wie sie in China angewendet werden könnte. Ich verstehe zwar nicht, warum diese Norm für den chinesischen Markt zu kompliziert sein soll, aber wir werden sehen, wie wir sie verbessern können.

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Wie beabsichtigen Sie, die Präsenz der ELA in den politischen Gremien der EU zu stärken?
Koster: Im Juni fanden die Wahlen zum Europäischen Parlament statt, und jetzt müssen wir auf die Menschen zugehen und Kontakte knüpfen. Nochmals: Die Welt dreht sich nicht nur um Aufzüge. Wir werden vielleicht hin und wieder unterschiedliche Interessen vertreten. Aber wir sollten darauf achten, dass wir zeigen, was uns eint – nämlich das Thema Sicherheit. Lassen Sie uns diese Schritte sorgfältig planen und umsetzen. Wir brauchen bei diversen Themen die Hilfe der Europäischen Kommission. Auch hier spielen Kontakte eine große Rolle. Unser Generalsekretär Luca Pezzini verfügt zwar über ein breites Netzwerk, doch wir müssen uns auch selbst organisieren. Wir haben 17 Vorstandsmitglieder und 200 Personen, die in Ausschüssen tätig sind. Sie alle haben gute Ideen – also müssen wir sie auch einbeziehen. Lassen Sie uns also die Mauern niederreißen, die Leute zusammenführen und Dampf in die Sache bringen. Vielleicht klappt es nicht – aber dann wir haben es zumindest versucht. Ich halte nichts von diesem "Roundabout-Management". Natürlich muss man vorsichtig sein und sich Gedanken machen – aber man sollte es einfach anpacken, den Ball ins Rollen bringen und sehen, was passiert.

Warum gibt es keine Frau im ELA-Vorstand?
Koster: Das ist eine berechtigte Frage, und ich will mich gar nicht erst verteidigen – wir müssen das Thema nun einfach angehen. Diese Art von Veränderungen gehen nicht überall mit der gleichen Geschwindigkeit vonstatten. Ich denke, dass unsere Branche hier Nachholbedarf hat. Ich möchte, dass der Frauenanteil im Vorstand der ELA bis 2030 mindestens 30 Prozent beträgt. Wir brauchen das – es ist gut für die Vernetzung, die Atmosphäre und alles andere.

Wie hoch ist das Durchschnittsalter des ELA-Vorstands?
Koster: Das ist eine gute Frage. Und ich fürchte, ich habe im Moment keine genaue Antwort für Sie. Ich glaube aber zu wissen, worauf Sie hinauswollen. Mit meinen 58 Jahren und meinem grauen Haar bin ich ein gutes Beispiel. Und wenn man sich das Alter der Präsidenten der nationalen Verbände ansieht, sieht es in der Regel genauso aus. Aber vielleicht noch wichtiger als das Alter ist, dass sie über sehr gute Kenntnisse der Branche verfügen. Ich möchte das wirklich gerne thematisieren und sehen, wie wir uns verbessern können. 

Das Interview führte Ulrike Lotze.


European Lift Association (ELA): Die ELA vertritt nach eigenen Angaben die Verbände für Aufzüge, Fahrtreppen und Fahrsteige, die im Europäischen Wirtschaftsraum oder in einem Land, das Mitglied des Europarats ist, tätig sind – unabhängig davon, ob es sich um nationale Verbände oder um sektorspezifische Verbände handelt. Sie vertritt auch die Hersteller von Komponenten.

Sie versteht sich als wichtigstes Sprachrohr der Aufzugs-, Fahrtreppen- und Fahrsteigindustrie gegenüber der Europäischen Kommission, dem Europäischen Parlament und einer Reihe anderer Institutionen und Organisationen. Ihr Ziel ist es auch, die nationalen Verbände in ihrem Dialog mit ihren jeweiligen Regierungen zu unterstützen.

Die ELA hat zurzeit 23 Mitglieder: Belgien, Belgien EWR, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Deutschland (VFA), Deutschland (VDMA-Fachverband für Aufzüge und Fahrtreppen), Griechenland, Irland, Italien, Luxemburg, Nordmazedonien, Norwegen, Österreich, Polen, Portugal, Spanien, Schweden, Schweiz, Niederlande, Türkei, Ungarn, Vereinigtes Königreich.

ela-aisbl.eu

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