Notfall-Kommunikation in (smarten) Aufzügen
Bis Ende 2020 müssen Aufzugbetreiber in ihren Anlagen ein Notrufsystem installiert haben. Diese Nachrüstung können Betreiber für den Aufbau einer intelligenten Anlagensteuerung nutzen.
Das dabei eingesetzte Prinzip des Internet-of-Things kann die Effizienz der Anlage steigern und Zeit und Geld sparen.
Der Stichtag 31. Dezember 2020 rückt näher – er steht in der Betriebssicherheitsverordnung (BetrSichV) und bedeutet de facto das Betriebsende für Aufzüge, die über keine Zwei-Wege-Notfall-Kommunikation verfügen. Es gibt Schätzungen, dass noch mehreren hunderttausend Anlagen ein solches System fehlt.
Manch ein Aufzugsbetreiber sorgt sich, dass die Nachrüstung äußerst komplex wird, weil die bestehende Anlage nicht die geeigneten Voraussetzungen bietet – zum Beispiel, weil sie nicht genug freie Adern im Hängekabel hat. Viele befürchten darüber hinaus einen hohen Aufwand bei der Installation des Bedienteils durch Änderungen an der Kabine.
Abhilfe schaffen moderne Notruf-Anlagen, die alle nötigen Module in einer Einheit zusammenfassen. Es gibt beispielsweise CAN-Bus basierte Lösungen, die als fertige Kommunikationslösung mit nur zwei Adern im Hängekabel auskommen. Auch zur Bedienung muss nicht alles umgebaut werden. Die Sprecheinheit lässt sich einfach auf dem Bedienteil des Aufzugs oder als Aufputz-Variante montieren – mehr als vier Schrauben und ein kleines Kabel sind für diese Art des Einbaus nicht nötig.
Eine einzige Einheit für das Notrufsystem
So könnte der Einbau im Detail aussehen: Zunächst wird ein Kabinenmodul installiert, das Lautsprecher, Mikrofon und Notrufknopf sowie Piktogramme enthält. Idealerweise stecken im System noch ein GSM-Gateway als Schnittstelle zum Mobilfunknetz und einen M2M-Gateway für die Maschinenkommunikation (Machine-to-Machine). Zudem ist ein Anschluss für den Kommunikationsstandard CAN-Bus nötig, der die Audiomodule in Kabine, Schacht und Maschinenraum vernetzt.
Auf diese Weise richtet sich ein Aufzugbetreiber nicht nur ein normgerechtes Notruftelefonsystem ein, sondern eine digitale Kommunikationseinheit. Diese sendet Daten in den Aufzugsschacht und empfängt diese wiederum von dort. Sind in der Kommunikationseinheit CAN-Bus-Splitter verbaut, lassen sich die Zwei-Wege-Datenverbindungen für mehre Aufzüge nutzen.
Der Datenstrom der einzelnen Module wird via GSM-Gateway an eine Plattform in der Cloud übertragen und dort zusammengeführt. Über deren Benutzeroberfläche werden die Geräte überwacht, konfiguriert und gesteuert. So lassen sich die alle 72 Stunden geforderten Testanrufe oder technische Alarme automatisiert durchführen, um die Industrienormen für ein Notrufsystem zu erfüllen. Der automatische Routineanruf geht direkt ans Call Center oder die Rezeption im Gebäude, während der Betreiber die Sprechstelle zusätzlich aus der Ferne prüfen kann.
Den Service weiter ausbauen – und zwar smart
Die Daten liefern einen Einblick in den Zustand einer Anlage. Aufzugbetreiber können eine Sensor- und Controller-Einheit auf dem Fahrkorb montieren und über den CAN-Bus in die Kommunikation einbinden. Damit lassen sich aus der Ferne diverse Prüfungen – etwa hinsichtlich des Status der Aufzugsanlage – durchführen sowie Alarme testen.
Techniker müssen nur noch zur Anlage fahren, wenn eine Wartung wirklich nötig ist. Wer zudem weitere Ein- und Ausgabe-Module installiert, kann zum Beispiel die Technikerzeit für die Vor-Ort-Wartung erfassen. Möglich ist zudem der Fernstart der Aufzugsteuerungen.
Aus der Not smart eine Tugend machen
Die geeignete Technologie steht bereit, mit der Aufzugsbetreiber sich ein Industrienorm-konformes Notrufsystem einrichten und dieses erweitern können.
Die Nachrüstung ist, abgesehen von der unbedingten Notwendigkeit Ende 2020, lukrativ: Wer Anlagen smart nachrüstet und dann aus der Ferne überwacht und steuert, wartet die Verschleißteile genau dann, wenn es nötig ist. Betreiber sparen sich somit Geld und Zeit.
Matthew Davies
Der Autor ist Market Insight and Innovation Manager – Americas & EIMEA bei Avire
Weitere Informationen:www.avire-global.com
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