(Foto: © Petr Jilek)

Kommentar: Es bleibt spannend in der Branche…

Aktuelles

Gerade haben wir noch gedacht, dass die Pandemie und die allgegenwärtige Klimakrise zu größtmöglichen Verwerfungen auf dem Energie- und Rohstoffmarkt geführt haben und sich die Situation bald entspannen wird.

Nun hat uns der Einmarsch der russischen Armee in die Ukraine eines Besseren belehrt.

Ein Kommentar von Birgit Zaunegger

Über Nacht sind zwei der Hauptlieferanten u. a. für Roheisen und einige andere Metalle weggebrochen. Die Aufzugbranche, deren Produkt zu ca. 80 Prozent aus Metallerzeugnissen besteht, ist davon besonders betroffen. Sie hat sich zumindest in Deutschland im Bereich Rohstoffe und Energie in eine starke Abhängigkeit von Russland begeben.

Komponentenhersteller spüren bereits seit Mitte des vergangenen Jahres deutliche Preissteigerungen bei Metall und Energie. Marktteilnehmer innerhalb der Branche, die flexible Teuerungszuschläge bis dato nicht genutzt haben, haben sie im Laufe des Jahres 2021, spätestens im März 2022, eingeführt.

Seit Beginn des Krieges in der Ukraine und den durch die EU verhängten Sanktionen gab es in immer kürzeren Intervallen Teuerungszuschläge. Im vergangenen Jahr gab es diese Zuschläge meistens im Quartal, inzwischen erfolgen die Anpassungen monatlich, in Einzelfällen sogar wöchentlich.

Verfügbarkeit stark eingeschränkt

Bezogen auf das Vorprodukt Grauguss (verwendet u. a. für Motorengehäuse, Treibscheiben und Seilrollen) ist die Relevanz von Vorprodukten aus Russland und der Ukraine deutlich sichtbar. So haben gemäß Veröffentlichungen des Bundesverbands der Deutschen Gießerei-Industrie beide Länder einen erheblichen Anteil an deutschen Roheisenimporten.

Der Gesamtbedarf kann nicht durch alternative Exportländer wie Brasilien, Südafrika oder Norwegen gedeckt werden. Die Verfügbarkeit ist also stark eingeschränkt.

Nicht anders sieht dies bei anderen Metallen aus. So hat sich der Preis für Nickel seit Beginn des Krieges mehr als verdoppelt. Durch den massiven Eingriff einiger weniger Spekulanten an den Metallbörsen potenziert sich die Preissteigerungen noch einmal.

Längere Lieferzeiten in allen Bereichen…

Die wesentlich geringere Verfügbarkeit führt nicht nur zu erheblichen Preiserhöhungen seitens der Lieferanten, sondern auch zu erheblich längeren Lieferzeiten bei Vormaterial in allen Bereichen. Analog dazu ist die Entwicklung bei Kunststoffen zu beobachten, deren Hauptbestandteil Rohöl ist. Die Verknappung und somit auch Verteuerung von fossilen Energieträgern trägt ihren Teil zum Preisanstieg der benötigten Vormaterialien bei.

Aktuell ist es für die Komponentenhersteller unumgänglich, diese Preissteigerungen an die Aufzugunternehmen weiterzureichen. Konzerne können die Preissteigerungen unter Umständen noch "wegstecken", den kleinen und mittleren Unternehmen der Branche ist das nicht ohne Weiteres möglich. Konnten die Aufzugsunternehmen ihre vor Corona geschlossenen Verträge zu größeren Projekten bis dato noch nicht umsetzen, sind sie jetzt an vertraglich vereinbarte Preise gebunden und müssen andererseits Komponenten zu deutlich höheren Preisen einkaufen. Die Folgen sind absehbar.

Zwei wichtige Märkte weggebrochen

Zudem sind für einige Komponentenhersteller zwei wichtige Märkte weggebrochen. In den letzten Jahren war eine deutliche Annäherung Osteuropas an den europäischen Aufzugsmarkt spürbar, Exporte nach Russland konnten teilweise direkt, teilweise über die baltischen Staaten getätigt werden.

Die weitere Entwicklung der Branche wohl mit Spannung verfolgt werden. Ein Fazit steht schon jetzt fest: Krieg bedeutet Verlust für alle. Es gibt keine Gewinner.

Die Autorin ist CFO und Prokuristin bei einem deutschen Komponentenhersteller, der Rudolf Fuka GmbH.

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