Markus und Julia Steck haben in ihrem Unternehmen seit Juli 2023 die Vier-Tage-Woche eingeführt.

Markus und Julia Steck haben in ihrem Unternehmen seit Juli 2023 die Vier-Tage-Woche eingeführt. (Foto: © LIFTjournal / Bernd Lorenz)

Freitags bleiben drei zu Hause

Aktuelles

Wer als Arbeitgeber die besten Hände und Köpfe für sich gewinnen möchte, muss Beschäftigten und Bewerbern etwas bieten. Beim Aufzugsservice Steck ist es die Vier-Tage-Woche bei gleichem Lohn. Das Konzept stammt von den vier Mitarbeitern.

Von Bernd Lorenz

Markus und Julia Steck sind gesellige Arbeitgeber. Nach getaner Arbeit laden die beiden Inhaber von Aufzugsservice Steck ihre vier Monteure bei gutem Wetter gerne zum Grillen auf dem Hof des Firmengeländes in Oberhausen ein.

Bei einem dieser Treffen mag auch zum ersten Mal die Frage aufgekommen sein, ob sich die Arbeitszeit nicht auch um einen Tag reduzieren lässt. Das Unternehmer-Duo hat seinen Mitarbeitern daraufhin eine Hausaufgabe mitgegeben: Entwickelt gemeinsam ein Konzept, wie die Vier-Tage-Woche bei uns aussehen könnte! "Betroffene zu Beteiligten machen" heißt dieser Ansatz, den Markus Steck von einem Dozenten während seines BWL-Studiums mit dem Schwerpunkt Personalmanagement aufgeschnappt hat.

Und die Mitarbeiter haben geliefert. "Sie haben sich bei unserem Obermonteur zum Grillen getroffen, ihre Ideen zusammengetragen und ein Konzept ausgearbeitet", erklärt der Inhaber der Aufzugsfirma. Danach haben sie es in der Firma am Whiteboard vorgestellt. Es wurde eins zu eins übernommen.

Vier-Tage-Woche bei Steck

Auf der interlift haben die Mitarbeiter von Aufzugsservice Steck für die Vier-Tage-Woche in ihrem Betrieb geworben. Foto: © Aufzugsservice SteckAuf der interlift haben die Mitarbeiter von Aufzugsservice Steck für die Vier-Tage-Woche in ihrem Betrieb geworben. Foto: © Aufzugsservice Steck

Alle vier Monteure arbeiten die ersten vier Tage der Woche von 7 bis 16 Uhr. Am Freitag ist nur einer von ihnen zwischen 7 und 15:30 Uhr im Betrieb. Die anderen drei haben frei. Jeder Monteur übernimmt einmal im Monat einen Dienst am Freitag sowie den Notdienst am Wochenende.

"Mit vier Mitarbeitern lässt sich das Konzept der Vier-Tage-Woche wunderbar einfach umsetzen", sagt Markus Steck. Außerhalb der Geschäftszeiten stellt der Betrieb sein Telefon auf Notrufe24 um. "Wenn der diensthabende Monteur am Samstag oder am Sonntag eine Störung beheben muss, wird die Zeit seinem Überstundenkonto gutgeschrieben."

Mit der Einführung der Vier-Tage-Woche haben die Stecks die Arbeitszeit um vier Stunden reduziert – von 40 auf 36 Stunden. "Es wäre keinem damit geholfen gewesen, wenn wir die 40 Stunden auf vier Tage verteilt hätten, weil der Arbeitstag dadurch extrem lang geworden wäre", argumentiert Markus Steck. Da die Mitarbeiter weiterhin denselben Lohn erhalten, ist die Absenkung der Stunden auch eine versteckte Lohnerhöhung. Das war nicht jedem Monteur bewusst und musste bei einer Verhandlung um mehr Geld erst erklärt werden. "An dieser Stelle hätten wir besser kommunizieren müssen", gibt der 49-Jährige zu.

Umstellung für die ZÜSen

Die internen Betriebsabläufe wurden minimal angepasst. "Am Freitag führen wir keine aufwändigen Arbeiten wie etwa einen Seilwechsel durch. Der Monteur kümmert sich entweder um Störungen oder er macht Wartungen", erklärt Markus Steck. Die Kunden hätten von der Umstellung auf die Vier-Tage-Woche nichts bemerkt, versichert Julia Steck. "Schließlich ist einer unserer Monteure freitags verfügbar, ansonsten sind wir über die Notrufzentrale erreichbar."

 Lediglich die Zentralen Überwachungsstellen (ZÜS) mussten sich anfangs daran gewöhnen, dass sie mit Aufzugsservice Steck am Freitag keine Termine für eine Prüfung der Aufzüge vereinbaren konnten. "Das hat sich inzwischen eingespielt", versichert der Firmen-Chef.

Entlastung für die Chefs

"Habt ihr zu wenig zu tun?", wird Markus Steck ab und an gefragt, wenn andere Unternehmer von der Vier-Tage-Woche beim Aufzugsservice Steck hören. Dem ist wohl nicht so. Er beobachtet, dass seine Mitarbeiter ihre Arbeitszeit effizienter nutzen und motivierter sind, ihr Pensum in vier Tagen zu schaffen, dabei aber genauso gute Qualität abliefern.

Die beiden Inhaber von Aufzugsservice Steck sind von der Vier-Tage-Woche ausgenommen. "Markus und ich sind weiterhin fünf bis sechs Tage in der Firma", erklärt Julia Steck. Dass sie freitags ungestört arbeiten und beispielsweise konzentrierter die Rechnungen schreiben kann, macht sich bei ihr positiv bemerkbar. "Dadurch bin ich samstags im Büro häufig eher fertig und habe mehr vom Wochenende."

Fazit fällt positiv aus

Mit der Vier-Tage-Woche hat der Aufzugsservice Steck im Juli 2023 begonnen. Nach über einem Jahr fällt das Fazit positiv aus. Die Mannschaft steht voll hinter dem Konzept, so Markus Steck. Alles andere würde ihn auch wundern. "Schließlich haben sie es selbst entwickelt", sagt er mit einem Augenzwinkern. Als weiteres Indiz für Zufriedenheit wertet Julia Steck das Angebot der Mitarbeiter, freiwillig Überstunden zu machen oder am freien Freitag einzuspringen.

Die Monteure scheinen besonders stolz darauf zu sein, dass "ihre" Firma zu den Vorreitern zählt. Nur so kann sich der 49-Jährige die Werbeaktion seiner Jungs auf der "interlift 2023" erklären. "Sie haben sich T-Shirts mit dem Aufdruck ,‚4-Tagewoche. Bewirb dich jetzt’ drucken lassen und sind damit über die Messe gelaufen." Markus und Julia Steck sehen ihr Unternehmen bei der Umsetzung des Konzepts auf einem guten Weg: "Wir würden es jederzeit wieder genauso machen."


Vor Ort engagiert: Aufzugsservice Steck arbeitet am "Masterplan Wirtschaft Oberhausen" mit. Zu den Zielen der Initiative zählt, "einen Rahmen für einen robusten und zukunftsfähigen Wirtschaftsstandort herauszuarbeiten", heißt es im Internetauftritt der Ruhrgebietsstadt. Markus Steck hat angeregt, dass Unternehmer wie er ihre technischen Kenntnisse an den Schulen vermitteln könnten.

"Das Prinzip eines Flaschenzugs kann ich als Aufzugsbauer wahrscheinlich viel anschaulicher erklären als ein Lehrer", ist der gelernte Elektroinstallateur überzeugt, der vor der Gründung seiner eigenen Firma bei Otis, Niggemeier & Leurs sowie Aufzugs- und Elektrotechnik Richter gearbeitet hat. Darüber hinaus nimmt der Betrieb am Girls’Day teil, um bei Mädchen und jungen Frauen Interesse für die Aufzugsbranche zu wecken. Auch in der Ausbildung will man sich stärker engagieren.

Es ist geplant, mit einem Elektrobetrieb zu kooperieren. "Als Unternehmer sind wir dazu verpflichtet, alles Mögliche zu tun, damit junge Menschen eine berufliche Perspektive entwickeln können", sagt Markus Steck.


Firmenporträt Aufzugsservice Steck: Markus und Julia Steck haben die Firma Aufzugsservice Steck im Jahr 2014 gegründet. Sie hat sich auf die Modernisierung, Wartung und Reparatur von Aufzügen spezialisiert. Im Neubau ist der Kleinstbetrieb aus dem Ruhrgebiet nicht aktiv. Das Unternehmen betreut nach eigenen Angaben 240 Aufzugsanlagen, das Gros in einem Umkreis von 30 bis maximal 40 Kilometern rund um Oberhausen und Mülheim an der Ruhr. Aus ihrer Anfangszeit, in der jeder neue Auftrag willkommen war, haben die Stecks noch einige "Ausreißer"-Anlagen in Neuss, Xanten und Köln. Die Stecks beschäftigen zurzeit vier Mitarbeiter.

aufzugsservice-steck.de

Das könnte Sie auch interessieren: