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Aktuelles | Dezember 2024
Erste "Benannte Stelle" für Maschinenverordnung
TÜV Süd ist als weltweit erste Benannte Stelle auf der europäischen NANDO-Website für die neue Maschinenverordnung anerkannt und gelistet.
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Juli 2021
Viele Menschen glauben, dass sie mit IT-basierten Lösungen kostengünstig ihre Verantwortung abgeben und Probleme erledigen können.
Aber es gibt viele Gefahren, die für einen normalen Aufzugbetreiber undurchsichtig sind und für den IT-Laien unverständlich dargestellt werden. Wer auf IT-Lösungen wie offene Datenschnittstellen, Bluetooth und Cloud-Lösungen setzt, sollte einige Risiken bedenken:
1. Es gibt keine rückwirkungsfreie offene Datenschnittstelle.
2. Wenn zwei oder mehr verschiedene Hersteller miteinander datentechnisch verbunden werden, besteht immer die Gefahr, dass ein System in dem anderen eine Störung verursachen kann.
3. Die Instandsetzung wird dann für beide Systemadministratoren schwierig und zeitaufwendig.
4. Der Verursacher der Störung ist schwer zu ermitteln, was wiederum die Instandsetzungszeit und die Kosten für den Betreiber erhöht.
5. Auch wenn ein Systemanbieter seine Software verändert, treibt das die Preise nach oben. Dies könnte zur Folge haben, dass Sie die Software aller Systeme, die miteinander über eine offene Datenschnittstell verbunden sind, ebenfalls technisch anpassen müssen.
6. Software ändert sich ca. im Fünf-Jahres Rhythmus, für bestehende Software sind ständig Aktualisierungen nötig, um u. a. die Sicherheitsrisiken zu minimieren.
7. Was ist, wenn der Anbieter den Support einstellt?
Fazit: Dadurch steigen für den Betreiber nicht nur die Risiken, sondern auch die Betriebs- und Modernisierungskosten.
1. Eine Bluetooth-Verbindung ist unsicher.
2. Da es Anbieter gibt, die über Bluetooth z. B. eine Aufzugsteuerung programmieren können, kann es für den Betreiber gefährlich werden. Hacker können so zum Beispiel die Bündigkeit des Fahrkorbs beeinflussen oder Brandfallsteuerungen manipulieren.
3. Bluetooth-Schnittstellen werden häufig angeboten, weil damit die Aufzugmonteure nicht mehr in die Schachtgrube steigen müssen und per Handy-App von außen Software-Einstellungen verändern können.
4. Es klingt verlockend: Sie benötigen kein systembedingtes Terminal zur Bedienung mehr, sondern ein Smartphone reicht aus – leider auch für denjenigen, der Böses will.
Wenn die Daten zu einem Cloud-Anbieter ausgelagert werden, sollte der Betreiber vorsichtig sein. Denn dabei werden die Daten über das Internet versendet – aber bekanntermaßen kann ein normaler Betreiber seinen Internet-Zugang nicht wie das Pentagon schützen. Schon oft genug wurden Clouds gehackt und Daten gestohlen.
Der Betreiber hat letztlich keine Möglichkeit, die Sicherheit seiner Daten zu kontrollieren. Er ist auf die Versprechen der Anbieter der oben genannten IT-Leistungen angewiesen. Aber Daten können nicht nur gehackt werden, sie können auch schlicht verloren gehen, wie der Brand in Europas größten Rechenzentrum in Straßburg Mitte März gezeigt hat. Was machen Sie, wenn die Daten unwiederbringlich durch höhere Gewalt, wie einen Brand vernichtet wurden?
Es stellt sich die Frage, ob die schöne neuen Welt der IT grenzenlos sein muss. Auf jeden Fall muss sich der Betreiber darüber im Klaren sein, dass er sich vollständig in andere Hände begibt und trotzdem die volle Verantwortung trägt.
Das halten Sie für übertrieben? Sie müssen sich als Betreiber darüber bewusst sein, dass Sie noch nicht einmal kontrollieren können, welche Veränderungen zum Beispiel der Aufzugmonteur an Ihrer Aufzugsteuerung vornimmt. Wie gefährlich das sein kann, verstehen Sie sofort, wenn Sie an eine Brandfallsteuerung oder einen Feuerwehraufzug denken.
Und die Lösung? Es hilft schon, mal darüber nachzudenken, ob Sie für jeden kleinen Aufzug und jede Komponente eine IT-Lösung brauchen oder es nicht etwa eine mechanische Alternative gibt. Das ist zunehmend allerdings nicht der Fall, weil die Gewinnspannen für IT-Lösungen wesentlich größer sind als für mechanische.
Auf jeden Fall sollten Sie immer den Software-Stand und Ihre Daten in einem Backup sichern, bevor Veränderungen vorgenommen werden! Natürlich lässt sich grundsätzlich die IT nicht mehr aus unserem Leben wegdenken. Aber bedenken Sie immer: Je mehr IT, umso größer ist das Risiko für Sie als Betreiber! Denn Sie können die Risiken nur minimieren, aber nicht eliminieren.
Von Peter Berresheim
Der Autor ist Inhaber der Firma PB-Aufzugsberatung und gehört zum Beirat des LIFTjournals.
Weitere Informationen: pb-aufzugsberatung.de
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