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Aufzugsmodernisierung – aber wann und wie?

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Wann ist der richtige Zeitpunkt, um eine Aufzugsanlage zu modernisieren, wann ist es technisch und wirtschaftlich sinnvoll? Und welche Regeln sollten dabei beachtet werden? Das fragen sich – zu Recht – viele Betreiber.

Der Fachplaner Danny Zeisberg hat die wichtigsten Fakten zusammengestellt.

In Deutschland sind aktuell rund 765.000 Aufzüge zur Personen- und Lastenbeförderung registriert, in 31 Ländern Europa (Türkei, Schweiz und UK inbegriffen) waren es 2020 etwa 6,4 Millionen bestehende Aufzugsanlagen. Die Tendenz ist weiter steigend. In Deutschland haben rund 35 Prozent von ihnen eine Betriebsdauer von 30 Jahren und mehr auf dem Buckel, das dürfte in ganz Europa nicht viel anders sein. Das betrifft sowohl Seilaufzüge als auch hydraulisch angetriebene Aufzüge in Wohn- und Gewerbeimmobilien sowie öffentlichen Gebäuden.

Viele Betreiber stehen oft ratlos vor ihrer alten Aufzugsanlage, die technisch und optisch in die Jahre gekommen ist. Gleichzeitig wissen sie, dass eine nachhaltige Modernisierung auch den Wert einer Immobilie steigert. Außerdem haben sie zumindest eine Ahnung, dass sich ständig Gesetze, Normen und Vorschriften im Bereich der Fördertechnik ändern.

Wichtige Indikatoren für die Entscheidung

Anforderungen zu Barrierefreiheit, Behindertengerechtigkeit, Energieeffizienz oder Digitalisierung rücken außerdem ebenfalls immer mehr in den Fokus. Aber auch Themen wie Betreiberpflichten und Haftungsrisiken zur Betriebssicherheit motivieren viele Betreiber dazu, sich mit einer Modernisierung auseinanderzusetzen.

Sie fragen dann oft: Wann ist der richtige Zeitpunkt, die Aufzugsanlage zu modernisieren? Wann ist es technisch und wirtschaftlich sinnvoll?

Grundsätzlich liegt die durchschnittliche Lebensdauer eines Aufzuges bei 25 – 30 Jahren. Also sollte man spätestens dann modernisieren? Die Antwort ist vielschichtiger und individuell.

Das sind wichtige Indikatoren für die Entscheidung:
- Bestehen viele oder kostenintensive Mängel laut Gefährdungsbeurteilung? Entspricht der Aufzug noch dem Stand der Technik?
- Bestehen wiederholte oder sicherheitserhebliche Mängel laut ZÜS-Bericht?
- Nehmen ungeplante Reparaturen zu?
- Nehmen die Störungen zu?
- Steigen die Reparatur- und Instandhaltungskosten stetig?
- Ist die Ersatzteilverfügbarkeit eingeschränkt oder bereits abgekündigt?
- Ist die Verschleißgrenze bereits erreicht oder überschritten?
- Soll sich die Nutzung des Gebäudes / Aufzuges ändern?
- Soll die Performance des Gebäudes / Aufzuges aufgewertet werden?
- Soll die Barrierefreiheit / Behindertengerechtigkeit umgesetzt werden?

Wenn einer oder mehrere der oben genannten Punkte zutreffen, ist in der Regel die Investition in eine Teil-Modernisierung oder einen Komplettaustausch technisch und wirtschaftlich sinnvoll – aufgrund technischer Rahmenbedingungen manchmal sogar unvermeidbar.

Kein Geld für veraltete Technik

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Bei einer Modernisierung werden je nach Umfang die Hauptkomponenten wie Steuerung, Antrieb, Türen und/oder Fahrkorb komplett erneuert. Die Aufzugsanlage entspricht damit wieder dem aktuellen Stand der Technik, gleichzeitig erhalten die Betreiber mehrere Jahre Gewährleistung auf die neu eingebrachten Bauteile.

Dabei werden sämtliche gebäudetechnischen und aufzugsspezifischen Anforderungen entsprechend berücksichtigt. Bestimmte Komponenten, wie z. B. Führungsschienen oder Tragrahmen des Fahrkorbs können häufig erhalten bleiben, da diesen außer einer Reinigung nichts fehlt. Es wird also in neue Komponenten mit entsprechender Lebensdauer investiert, statt weiterhin Geld in eine veraltete Technik zu stecken.

Unverschlüsselte Komponenten

Um im Nachgang bei Wartung und Reparaturen keine Abhängigkeiten zu riskieren, sollten frei am Markt erhältliche, unverschlüsselte Komponenten eingesetzt werden. Damit kann im weiteren Verlauf jedes Fachunternehmen die Aufzugsanlage betreuen. Das stärkt die Verhandlungsposition nach der Gewährleistung bei Vertrags- und Preisgesprächen.

Im Übrigen können bestehende Wartungsverträge i.d.R. bei Modernisierung durch ein Sonderkündigungsrecht entsprechend gekündigt werden.

Zeit, Geld und Nerven sparen

Wer kein Fachmann ist, sollte über die Begleitung durch einen Sachverständigen nachdenken. Denn ein Modernisierungs-Projekt ist umfangreich und sollte technisch wie wirtschaftlich professionell geplant, vorbereitet und durchgeführt werden. Die Beratung durch einen neutralen und unabhängigen Sachverständigen oder Fachplaner zahlt sich aus.

Denn er erstellt eine herstellerneutrale, detaillierte Ausschreibung und fragt am Markt vergleichbare Angebote ab. Dadurch wird ein optimales Preis-Leistungsverhältnis für den Eigentümer sichergestellt. Eine fachliche Bauüberwachung gewährleistet außerdem die normenkonforme Umsetzung und Kundenübergabe.

Synergieeffekte und fachliche Ausschreibung senken die Kosten sowohl bei der Investition als auch im nachfolgenden Betrieb der Aufzugsanlage. Und ganz nebenbei: Der Betreiber spart dadurch auch Zeit und Nerven …

Von Danny Zeisberg
Der Autor betreibt das Sachverständigen- und Fachplanungsbüro "Zeisberg LiftKonzepte" und bietet Beratung und Projektbegleitung für Aufzugsbetreiber.

Vor der Modernisierung sollten einige Fragen geklärt werden: - Steht ein entsprechendes Budget zur Verfügung?
- Gibt es in diesem Zeitraum im Objekt einen Ersatz-Aufzug?
- Gibt es Personen, die eingeschränkt mobil sind und Hilfe benötigen?
- Können Ersatzmaßnahmen (z. B. Urlaub, andere Laufwege, etc.) getroffen werden?
- Was sind zukünftige Anforderungen?


Gut zu wissen: Aufgrund der Auslastung von Aufzugs- und Komponentenhersteller müssen Lieferzeiten von 16 bis 20 Wochen nach Beauftragung eingeplant werden. Erst dann kann es losgehen, anschließend müssen die Betreiber für eine Teil-Modernisierung noch zusätzlich zwei bis vier Wochen, für eine Komplettmodernisierung mit vielen Haltestellen mit ungefähr acht Wochen rechnen.

Während des Modernisierungszeitraumes steht der Aufzug nicht zur Verfügung, auch nicht gelegentlich. Außerdem kommt es zu Beeinträchtigungen, weil die ausführende Firma Lagerflächen für Neu- und Alt-Material braucht und bei der Modernisierung natürlich mit Dreck- und Staubaufkommen sowie zeitweiser Lärmbelästigung zu rechnen ist.


Wichtige Meilensteine einer Modernisierung: - Einrichten der Baustellen und Anbringen der Sicherheitsvorkehrungen
- Demontage und der Abtransport der Alt-Komponenten
- Anlieferung der Neu-Komponenten
- Montage und Verdrahtung aller Komponenten
- Einstellung und Vorbereitung zur Inbetriebnahme
- Abnahme durch eine zugelassene Überwachungsstelle (ZÜS)
- Inbetriebnahme der Aufzugsanlage
- Durchführung der Abnahme und Übergabe mit dem Bauherrn


Weitere Informationen: zeisberg-liftkonzepte.de

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