Auch kleine Betriebe haben gute Chancen
Gute Mitarbeiter sind Mangelware, der Fachkräftemangel ist in der Aufzugsbranche ein großes Problem. Ein Patentrezept dagegen gibt es vermutlich nicht. Aber es gibt Betriebe, die es besser machen als andere.
Ein Beispiel dafür ist die Grädler Fördertechnik GmbH im brandenburgischen Thyrow bei Berlin. Über 35 Leute beschäftigt Frank Grädler in seinem Betrieb und er kennt das Fachkräfteproblem sehr gut: "Wir finden Azubis, das ist kein Problem. Die Frage ist: Wie kann ich sie halten?"
Azubis fallen natürlich auch in Brandenburg nicht vom Himmel: Die Grädler-Fördertechnik investiert viel für die Suche nach ihnen und für die Ausbildung. Sie hat zum Beispiel eine App entwickelt, über die sich der Nachwuchs bewerben kann. Internationale Praktika mit Niederländern sind genauso ein Bestandteil der Nachwuchswerbung wie die Mund zu Mund-Propaganda in der Region.
Die Qualität seiner Ausbildung hat sich herumgesprochen: "Wenn du was lernen willst geh‘ zum Grädler", ist ein Standardspruch in der Region, berichtet der 60-jährige Firmenchef.
"Die Noten sind nicht so wichtig"
Was ist das Erfolgsgeheimnis? "Die Noten sind nicht so wichtig, wir nehmen auch Leute, die woanders durchs Raster fallen. Außerdem bieten wir Azubis Praktika an. Dabei stellt man auch schnell fest, ob man zusammenpasst", so Grädler. Wichtig sei, dass sich jemand in der Firma um die Azubis kümmert.
Unentschuldigtes Fehlen ist ein No-Go. Foto: © GFT / Robert Weise-PrüßUnd was ist mit den fertigen Fachkräften? Große Konzerne haben es nach seiner Ansicht leicht: Sie könnten hohe Gehälter zahlen und kostspielige Mitarbeiterprogramme anbieten. Aber kleine Betriebe seien nicht chancenlos, betont der gelernte Maschinenschlosser.
Die Corona-Pandemie hat nach seiner Beobachtung am Fachkräftemangel in der Branche nichts geändert. Allerdings könnte die Krise des Maschinenbaus und der Automobilzulieferer dazu führen, dass sich Fachkräfte auch wieder in kleinen Betrieben bewerben. Diese müssten aber den Bewerbern zeigen, dass sich ein guter Arbeitsplatz nicht nur durch einen hohen Stundenlohn auszeichnet.
"Ich will keine trägen Mitarbeiter"
Der Unternehmer gibt außerdem Menschen mit Behinderung, Schulabbrechern und Quereinsteigern eine Chance. Sie bekommen als Azubis auch Nachhilfeunterricht. "Ich glaube fest an die Menschen, jeder hat Potential", erklärt Grädler. Aber er fordert auch Leistung: "Unentschuldigtes Fehlen ist ein No-Go, ich will keine trägen Mitarbeiter."
Marketing und soziales Engagement sind für ihn sehr wichtig. Dazu gehört z. B. die Unterstützung von regionalen Sportvereinen und der Feuerwehr oder die Teilnahme an Wettbewerben. Dabei wurde die Grädler Fördertechnik GmbH vor gut einem Jahr als einer der besten Arbeitgeber in Berlin-Brandenburg ausgezeichnet, 2017 schaffte sie es ins Finale des Wettbewerbs "Großer Preis des Mittelstands". Mitte September.
2020 wurde die Firma sogar mit dem "Großen Preis des Mittelstands" ausgezeichnet. Auch im Fernsehen (DMAX und RTL) war der Betrieb schon vertreten. All das hilft bei der Mitarbeitersuche.
Genauso wichtig sei die Mitarbeiterbindung, dafür brauche man eine gute Führungs- und Firmenkultur: "Du musst die Leute in deine Entscheidung einbeziehen. Entscheidung von oben verordnen – das geht nicht." Das funktioniert offensichtlich: "Meine Leute treffen sich einmal im Monat, gehen in ihrer Freizeit zusammen essen, helfen sich gegenseitig z. B. bei Umzügen – das macht mich als Arbeitgeber stolz."
Erfolgsrezepte: "Wertschätzung und Fairness"
Der Nachwuchs kann sich auch per App bewerben. Foto: © GFT / Robert Weise-PrüßZum Angebot von Grädler-Fördertechnik gehören flexible Arbeitszeiten, Homeoffice, regelmäßige Schulungen, Behandlung beim Osteopathen, Kieser-Training, Infusionen beim Heilpraktiker, auch eine wöchentliche Massage ist möglich. Das Unternehmen hat in Thyrow einen Fitnessraum, die Führungskräfte können ihren Dienstwagen aussuchen, es gibt Events und Firmenfeste, die Kindergartengebühren werden übernommen – die Liste lässt sich fortsetzen.
Zum Beispiel mit dem Angebot, demnächst eine Wohnung oder ein Haus zum fairen Mietpreis zu bekommen: "Wir planen, Ein- und Mehrfamilienhäuser zu erstellen, nur 25 S-Bahn-Minuten von Berlin entfernt."
Das kostet Geld. "Natürlich muss die Firma Gewinn erzielen", betont der Geschäftsführende Gesellschafter, "aber der Gewinn wird niedriger." Und es kostet Zeit. Aus dem Tagesgeschäft hat Grädler sich zurückgezogen. "Wachstum ist nur möglich, wenn ich Verantwortung übergebe." Das passt zu den beiden wichtigsten Erfolgsrezepten, die er im Umgang mit seinen Mitarbeitern pflegt: "Wertschätzung und Fairness."
Weitere Informationen: www.graedler-foerdertechnik.de
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