Warum nutzt die Aufzugsbranche Montagesysteme so selten?
Wenn die Schachtwand zu weit entfernt ist, um Führungsschienen direkt zu befestigen, werden Stützkonstruktionen gebraucht. Aber warum nutzt die Aufzugsbranche Montagesysteme so selten?
Von Dr. sc. techn. (ETH) Michael Merz
Ob in einem großen Schacht mehrere Aufzüge installiert werden sollen, aber Trennwände fehlen oder ob im Rahmen einer Modernisierung die Geometrie des Schachtes nicht zum Layout der modernen Aufzugsanlage passt: Wann immer die Führungsschienen nicht direkt an die Wand gedübelt werden können, sind Stützkonstruktionen gefragt.
Häufig lässt der Bauunternehmer die vordere Wand des Aufzugsschachtes weg, weil er noch gar nicht weiß, wie das Layout der Schachttüren ausschauen wird. Oder er will lästige Nacharbeit vermeiden, wenn er die Türöffnungen fehlerhaft ausgeführt hat. Auch hier sind Stützkonstruktionen für den Türkämpfer oder -rahmen gefragt.
Je komplexer die benötigte Stützkonstruktion, desto aufwändiger der Einbau. Trennwandträger werden vom Aufzugsbauer selbst mittels vorgefertigter Stahlträger eingebaut. Konstruktionen, die vertikale Stützen und Befestigungen für die Türrahmen beinhalten, werden dagegen häufig von einem Stahlbauer realisiert, bevor die Installation des Aufzugs beginnt.
Die Komponenten sind schwer und müssen mit speziellen Hebewerkzeugen zum Einbauort transportiert und dort positioniert werden. Stabile Verbindungen werden mit Schweißtechnik realisiert. Das ist für die sehr auf Sicherheit bedachte Aufzugsbranche nicht ideal, weil es Unfall- und Brandrisken birgt. Deshalb erfolgt in der Regel die Trennung der Montage vom Einbau des Aufzugs.
Modulare Montagesysteme
Foto: © HiltiDagegen wäre der Umgang mit modularen Montagesystemen viel einfacher. Deren Komponenten haben wenig Gewicht und ihre Verbinder funktionieren nach dem Steckprinzip. Damit ist selbst ohne Befestigung eine sichere Verbindung gegeben, die durch Schrauben später stabilisiert wird. Der Montageablauf erfolgt ähnlich dem der Führungsschienen und kann gemeinsam mit dem Einbau des Aufzugs erfolgen.
Das hört sich gut an, aber kann das Montagesystem die technischen Anforderungen der Aufzugsbranche erfüllen? Die Stützkonstruktion, an der die Komponenten des Aufzugs befestigt werden, sind im Falle einer Notbremsung für die Sicherheit der Kabine verantwortlich und im Betrieb für den Fahrkomfort.
Die Konstruktion muss im Fang hohen Lasten standhalten, darf sich im Betrieb nicht bewegen und muss den dynamischen Beanspruchungen der fahrenden unterschiedlich beladenen Kabine über Jahrzehnte standhalten. Sind Stützkonstruktionen aus modularen Systemen dazu in der Lage?
Integration in die Datenbank
Das Design modularer Stützkonstruktionen wird durch herstellereigene Software unterstützt. Ausgehend von der Geometrie, den Krafteinleitungspunkten und den Kräften prüft sie das Verhalten der Konstruktion. Dabei definiert sie die maximale Verschiebung an den Krafteinleitungspunkten und die Kapazitätsauslastung der schwächsten Systemkomponenten.
Basis dafür ist eine detaillierte Analyse der einzelnen Komponenten mittels Finite Elemente Methode (FEM) und die Verifikation durch praktische Tests. Alle Ergebnisse werden in eine Datenbank integriert, auf die die Designsoftware bei der Prüfung der Konstruktion zugreift. Weiterhin wird eine detaillierte Stückliste der freigegebenen Konstruktion sowie eine 3D-Montagezeichnung bereitgestellt.
Der Autor ist Competence Build-up Manager für die Aufzugsbranche bei der Hilti im Fürstentum Liechtenstein.
Weitere Informationen: hilti.com
Das Hilti MT System für die Aufzugsbranche
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