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Aktuelles | Dezember 2024
Erste "Benannte Stelle" für Maschinenverordnung
TÜV Süd ist als weltweit erste Benannte Stelle auf der europäischen NANDO-Website für die neue Maschinenverordnung anerkannt und gelistet.
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März 2022
Im zweiten Beitrag der neuen Serie zum Thema Schallschutz geht es um die Körperschallemission und ihren entscheidenden Einfluss. In diesem Beitrag bekommen Sie eine Übersicht, viele Details werden in den folgenden Ausgaben des LIFTjournals beleuchtet.
Von Ulrich Nees und Jan König
Bei Aufzuganlagen ohne Triebwerksraum sind Körperschallemissionen die Hauptursache dafür, dass die Schallschutzziele in angrenzenden/schutzbedürftigen Räumen nicht erreicht werden.
Entscheidend für die Schallübertragung sind folgende Punkte:
– Flächenbezogene Masse der Wand zwischen Aufzugschacht und schutzbedürftigen Raum
– Druckfestigkeitsklasse des Beton nach DIN EN 206 / DIN 1045-2 / DIN EN 13791
– Köperschallbrücken in der Wand und/oder zwischen zwei Wänden
– Auflagerung von flankierenden Bauteilen (Podeste, Treppen, Decken usw.)
– Mangelhafte Wirkung von Schwingungsisolierungen
– Schwinggeschwindigkeit des Triebwerkes/Maschine
– Verhältnis zwischen rotierender und statischer Masse des Triebwerkes/Maschine
– Widerstandmoment der Tragwerke (Triebwerksrahmen, Schienenhalterungen, Führungsschienen)
– Rundlauf von Treibscheibe und Umlenkrollen
– Tragmittelspannung im Tragmittelset
– Fahrqualität und Leistungsdaten der Aufzuganlagen
Neben der flächenbezogenen Masse (1) ist die Druckfestigkeitsklasse des Betons ein wichtiger Faktor. Hat die Aufzugschachtwand eine geringe Druckfestigkeitsklasse, sind die Körperschallpegel, selbst wenn die Anlage gar nicht fährt, vergleichbar mit den Körperschallpegeln, die der Aufzug erzeugt, wenn er mit Nenngeschwindigkeit unterwegs ist.
Bei dem Vergleich der Tabellen 1 und 2 zwischen abgeschalteten und fahrenden Aufzuganlagen fällt auf, dass die Körperschallpegel bei fahrenden Aufzuganlagen teilweise geringer sind (Schwebung, Frequenzüberlagerung) als bei stehenden / abgeschalteten Aufzuganlagen.
Ist die Druckfestigkeitsklasse des Betons zu gering, können die wirkenden Kräfte durch die Ankerschienen oder Dübel-Befestigungen nicht aufgenommen werden. Wenn man die Führungsschienen nicht adäquat befestigen kann und diese zu viel Spiel haben, wird unweigerlich Luft- und/oder Körperschall erzeugt.
Soll die Körperschallübertragung vom Aufzugschacht in schutzbedürftigen Räumen überprüft werden, können Tests mit einem Kleinhammerwerk und/oder mit dem Impakt-Echo-Verfahren gemacht werden. Die Oberfläche (Betonwand und/oder Ankerschiene) wird mit einem mechanischen Schlag oder durch eine Reihenfolge von Schlägen in Schwingung versetzt.
Der Vorteil von diesen Verfahren ist, dass Aufzugschachtwände ohne Fremdeinflüsse untereinander verglichen werden können. Der Luftschallpegel in Diagramm 1 mit 65 dB(A) im schutzbedürftigen Raum neben dem Aufzugschacht wird durch den Test mit einem Kleinhammerwerk erzeugt.
Ursache für den Luftschallpegel von 65 dB(A) bei dieser Messung ist eine zu geringe Druckfestigkeitsklasse und ein Kontakt zwischen Armierung und Ankerschiene. Der Kontakt zwischen Ankerschiene und Armierung kann u. a. mit einer Radarmessung (Flächen-Scan, Linien-Scan und/oder A-Scan mit Hüllkurve) nachgewiesen werden.
Jan König ist Inhaber des Ingenieurbüro (VDI) Ing4Lifts.
Ulrich Nees ist Inhaber von "Aufzug-Systeme + Beratung Ulrich Nees".
(1) siehe DIN 8989 // Tabelle 4
Weitere Informationen: ing4lifts.de
aufzugsystemeberatung.de
Schallschutz im Aufzugbau: Ein Buch mit sieben Siegeln?
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