Nachhaltige Lösungen aus dem Mittelstand
Energie und Rohstoffe sind kostbare Ressourcen. Ein schonender Verbrauch ist das Gebot der Stunde. Mit ihren innovativen Dienstleistungen und langlebigen Produkten tragen auch die Mittelständler aus der Aufzugsbranche zur Nachhaltigkeit bei. Wir stellen fünf von ihnen vor.
Von Bernd Lorenz
Die Begleiterscheinungen des Winters setzen den Stufen von Fahrtreppen besonders zu. "Streu und Split schleifen die einzelnen Aluminiumstege auf den Fahrtreppenstufen ab, sodass man sich daran verletzen kann", erklärt Mike Weber, Geschäftsführer bei der Weber Tec GmbH.
Das Unternehmen aus Hamburg sorgt mit seiner Reparaturmethode "EsCare" seit dem Jahr 2015 dafür, defekte Stege im eingebauten Zustand mittels eines Zwei-Komponenten-Kunststoffs "schnell und unkompliziert" zu erneuern. "Damit kann etwa die energieintensive Herstellung einer neuen Stufe und deren Transport, meist aus Asien, entfallen."
Die beiden Teams von Weber Tec mit insgesamt sieben Mann konzentrieren sich auf die Märkte Deutschland und Österreich. Für die Schweiz und Polen wurden Lizenznehmer gefunden. "Dass unsere Partner nur kurze Wege zu den Kunden haben, trägt ebenfalls zur Nachhaltigkeit bei."
Austausch von Frequenzumrichtern
Die Firma FLP Lift Parts GmbH ist spezialisiert auf die Instandsetzung von Frequenzumrichter für Aufzüge. Beim Austausch defekter Geräte beobachtet Geschäftsführer Patrizio Fontanarosa eine Veränderung im Kundenverhalten. "Bis vor kurzem wurden Frequenzumrichter oft weggeschmissen und durch neue ersetzt." Neben der Instandsetzung und Generalüberholung kauft das Unternehmen mit Sitz in Fellbach bei Stuttgart auch ausrangierte Umrichter zu. Sie werden überholt und für Notfälle bereitgehalten.
Mit ihren innovativen Dienstleistungen und langlebigen Produkten tragen auch Mittelständler wie Weber Tec zur Nachhaltigkeit bei. Foto: © Weber TecAn den älteren Modellen schätzt der Diplom-Ingenieur deren Hochwertigkeit. "Dank des höheren Materialeinsatzes hatten sie mehr Reserven in der Leistung und oft eine bessere Wärmeabfuhr." Pro Jahr werden zwischen 400 und 500 Stück rein für das Lager zu neuem Leben erweckt. So kann das Unternehmen einen optimalen Service bieten und schnell reagieren.
Patrizio Fontanarosa hebt besonders hervor, dass eine Instandsetzung nur nachhaltig sei, wenn eine umfangreiche und komplette Generalüberholung mit professioneller Reinigung und finalem Test am Prüfstand erfolgt. "Der Umwelt ist kaum damit geholfen, wenn der Techniker nach einem halben Jahr für den erneuten Ausbau unnötig Sprit verfahren muss."
Besser Altes erhalten statt nur auf Neues zu setzen. Diesen Bewusstseinswandel konnte ADLC in der Vergangenheit in verschiedenen Märkten beobachten. Das Unternehmen aus Frankreich hat sich mit seinen 55 Beschäftigten auf die Reparatur von Umrichtern und Platinen für Aufzüge spezialisiert. Seit der Gründung 1987 repariere man jedes Jahr Zehntausende von Elektronikprodukten, wodurch insgesamt mehrere Hunderttausend Produkte vor dem Müll gerettet worden sind. "Das sind genauso viele Produkte, die ein zweites Leben beginnen, das genauso lang ist wie ihr erstes!", rechnet ADLC-Geschäftsführer Vincent Robert vor.
Einbau eines Vibrationssensors
Der im Jahr 2009 auf den Markt gekommene "Lightwatcher" erlebt Tim Ebeling zufolge ein Revival. Nachdem in bestehenden Aufzugsanlagen die Neon- oder Halogenstrahler durch energiesparendere LED-Leuchtmitteln ersetzt wurden, sei es zunächst sehr ruhig um das Produkt der Henning GmbH & Co. KG geworden. "Nun achten die Wohnungsbaugesellschaften und deren Planer verstärkt darauf, wie sich noch weiter Strom einsparen lässt", so der Geschäftsführer des 80-Mann-Betriebs aus Schwelm.
Im "Lightwatcher" ist ein sehr empfindlicher Vibrationssensor verbaut. Das Gerät wird auf dem Fach der Kabine befestigt und schaltet das Licht im unbenutzten Aufzug erst wieder an, sobald es die leichte Erschütterung durch eine Türbewegung registriert. "Damit wird noch weniger Energie verbraucht und die Leuchtmittel halten länger. Dies ist sowohl im Sinne der Energieeffizienz als auch der Nachhaltigkeit."
Erneuerung der Türmechanik
Der Lightwatcher von Henning ist ein empfindlicher Vibrationssensor. Das Gerät wird auf dem Fach der Kabine befestigt und schaltet das Licht im unbenutzten Aufzug erst wieder an, sobald es die leichte Erschütterung durch eine Türbewegung registriert. Foto: © Henning"Warum sollten wir 30 Jahre alte Kabinen- oder Schachttüren, die solide gebaut worden sind und kaum Verschleiß aufweisen, herausreißen, wenn sie noch viele weitere Jahre ihren Dienst tun?", fragt sich Ricardo Dyroff, Area Sales Manager D West bei der Meiller Aufzugtüren GmbH.
Das 180-Mann-Unternehmen aus München setzt bei der Modernisierung bestehender Aufzugsanlagen mit der MOD-Lösung auf eine "minimalinvasive" Variante. Statt solides Material wie Türen – im Extremfall aber auch die Türzargen, die Kabine und die Führungsschiene – zu demontieren und zu verschrotten, wird nur die Kämpfer mit der Türmechanik erneuert.
"Sie macht 15 Prozent am Materialeinsatz der gesamten Türe aus. Wenn alles rausfliegt, müssen 30 bis 40 Prozent des Materials ersetzt werden. Diese Verschwendung von Ressourcen werden wir uns nicht weiter leisten können."
Weitere Informationen: webertec-escalator.com
flp-shop.com
adlc-reparatur.de
henning-gmbh.de
meiller-aufzugtueren.de
Nachhaltigkeit: Die Konzerne haben das Thema Nachhaltigkeit ebenfalls auf ihre Agenda gesetzt. Über deren Ansätze berichten wir regelmäßig im LIFTjournal. Stellvertretend stellen wir eine Lösung von Schindler vor.
Mit einem kinetischen Energierückgewinnungssystem – englisch Kinetic Energy Recovery System (KERS) – will Schindler dazu beitragen, dass ältere Anlagen – egal von welchem Hersteller – hinsichtlich Effizienz und Energieverbrauch "deutlich optimiert werden". Laut Angaben des Unternehmens lassen sich durch Nachrüstung mit "Schindler KERS" maximal bis zu 70 Prozent Stromverbrauch einsparen – und das bei Bestandsanlagen nahezu aller Hersteller.
Der Schweizer Aufzugshersteller zeigt das Energieeinsparpotenzial der Technologie anhand einer Beispielrechnung. Beim Modell "Schindler 6300" mit einer Transportkapazität von 1.050 Kilogramm, neun Haltestellen bei knapp 22 Metern Förderhöhe sowie 1.620 Fahrten am Tag belaufen sich die jährlichen Einsparungen auf fast 2.930 Kilowattstunden (kWh).
Beim deutschen Strommix (Stand 3/2022) sei dies gleichbedeutend mit etwa 1,4 Tonnen CO2, die nicht emittiert werden. Dies entspräche etwa der Beheizung einer 63 Quadratmeter großen Wohnung für ein Jahr beziehungsweise 6.860 Kilometer bei einem durchschnittlichen Auto mit Benzin-Motor.
schindler.de
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