Triebwerksraum und Antrieb nach der Modernisierung durch die Firma Hübschmann.

Triebwerksraum und Antrieb nach der Modernisierung durch die Firma Hübschmann. (Foto: © Hübschmann Aufzüge)

Modernisierung: die Win-Win-Win-Situation

Aktuelles

Der Wohnungsneubau ist eingebrochen, die Folgen sind und werden für die Aufzugsbranche spürbar. Da bietet die Modernisierung nicht nur einen Ausweg, sondern ist eine "Win-Win-Win-Situation“.

Nicht nur für die Betriebe, sondern auch für die Betreiber und die Umwelt: Denn damit lässt sich (und ließ sich schon immer) gut Geld verdienen bzw. sparen, gleichzeitig kann man nachhaltiger wirtschaften.

Von Ulrike Lotze

Nehmen wir den deutschen Wohnungsmarkt: Um 6,9 Prozent ging 2022 die Zahl der Baugenehmigungen im Vergleich zum Vorjahr zurück, meldet das Statistische Bundesamt. In Europa ging es bis Mitte 2022 insgesamt stetig bergauf, dann kam auch hier der Einbruch.

Wenn also weniger neue Gebäude gebaut werden, werden auch weniger neue Aufzüge errichtet – das ist schlicht logisch. Wird das ein Problem für die Aufzugskonjunktur? Nicht unbedingt.

"Seien wir ehrlich: Unser Geschäftsfeld ist lukrativ. Dabei wird das Geld in erster Linie im Service und bei der Wartung verdient. Auch die Modernisierung bietet noch interessante Margen", schrieb Volker Hager, Geschäftsführer von Hydroware Deutschland bereits vor drei Jahren in einem Artikel für das LIFTjournal. "Anders ist es beim Neubau von Aufzügen: Da gibt es fast keine Gewinnspanne."

Die Modernisierung von Aufzugsanlagen bietet also nicht nur einen wirtschaftlichen Ausweg für die Branche, die damit mehr Geld verdient als mit dem Neubau. Auch die Betreiber profitieren, denn eine (Teil-)Modernisierung ist natürlich kostengünstiger als der Komplettaustausch. Und nachhaltiger ist sie allemal – dazu hat das LIFTjournal in der vergangenen Ausgabe ausführlich berichtet.

Erfahrungen aus der Praxis

Andreas Lochbühler, einer von drei Geschäftsführern von Lochbühler Aufzüge. Foto: © Lochbühler AufzügeAndreas Lochbühler, einer von drei Geschäftsführern von Lochbühler Aufzüge. Foto: © Lochbühler Aufzüge

"Der Neubau ist in der letzten Zeit etwas weniger geworden – bei uns gab es einen Rückgang um ca. 20 Prozent. Das betrifft vor allem den Wohnungsbau", berichtet Andreas Lochbühler. Er ist einer von drei Geschäftsführern von "Lochbühler Aufzüge" mit Sitz in Mannheim, das er gemeinsam mit seinem Bruder Stefan und seinem Vater Karlheinz führt. Das Unternehmen hat ca. 75 Mitarbeiter und gehört zu den ältesten Firmen in der deutschen Aufzugsbranche.

Lochbühler trifft der Rückgang beim Neubau nicht besonders, "wir waren schon immer sehr aktiv im Bereich Modernisierung", so Andreas Lochbühler. Aber auch hier habe man während der Pandemie einen Rückgang erlebt ("Es gab viel weniger Eigentümer-Versammlungen"), inzwischen sei das Geschäft aber wieder so gut wie vor der Pandemie.

Nicht nur Komplett-, sondern auch Teilmodernisierungen gehören selbstverständlich zum Portfolio. "Führungsschienen und Gegengewichte werden nur wenn notwendig ersetzt und wenn ein Triebwerksraum vorhanden ist, schauen wir, dass er weiter genutzt wird", betont der Diplom-Ingenieur Maschinenbau. "Da sind wir ‚Old School‘, außerdem lassen sich dadurch Energie und Rohstoffe sparen." Natürlich gehe man dabei auf die Kundenwünsche ein. "Bei Bedarf werden nur die sicherheitsrelevanten Modernisierungen ausgeführt, andere dann – wenn der finanzielle Spielraum da ist – in den Folgejahren!"

Nachhaltigkeit ist ein "Mordsthema"

Christoph Piorek, Prokurist und technischer Leiter bei Hübschmann Aufzüge. Foto: © Hübschmann AufzügeChristoph Piorek, Prokurist und technischer Leiter bei Hübschmann Aufzüge. Foto: © Hübschmann Aufzüge

Auch in Korbach ist die Entwicklung beim Neubau zu spüren. "Die Nachfrage ist bei uns rückläufig, es waren ca. 20 Prozent", berichtet Christoph Piorek, Prokurist und technischer Leiter bei dem dort ansässigen mittelständischen Unternehmen Hübschmann Aufzüge. Aber auch für Hübschmann lässt sich der Rückgang gut kompensieren. "Modernisierung war bei uns schon vor dem Nachhaltigkeitstrend ein Mordsthema." Der Anteil steigt auch bei dem Unternehmen mit seinen 130 Mitarbeitern.

Der aktuelle Trend zur Nachhaltigkeit fördere das noch, "das merken wir beim Kundengespräch", berichtet der Diplom-Ingenieur für Elektrotechnik. Vor allem für große Kunden und junge Gesprächspartner sei sie ein wichtiges Thema. Aber natürlich sind auch für ihn die wirtschaftlichen Argumente wichtig: die Preise für Energie und Rohstoffe seien spürbar gestiegen, also wird auch in Korbach gespart. Zur Win-Win-Situation für den Kunden bei (Teil-) Modernisierungen gehöre übrigens auch, dass die Ausfallzeiten der Anlage kürzer und die Schmutzbelastungen geringer sind, betont Piorek.

Teilmodernisierungen sind bei Hübschmann auch deshalb kein Problem, weil der Hersteller – genauso wie Lochbühler – mit offenen Systemen arbeitet. "Das erlaubt uns, modular zu modernisieren und auch nur einzelne Komponenten auszutauschen. Wir konstruieren und fertigen vieles selbst und können daher schnell und flexibel reagieren." Aber Piorek ist auch ein Überzeugungstäter: "Es ist doch Schwachsinn, eine gute alte Anlage zu verschrotten, die hat oft noch eine solide alte Basis!"

Königsdisziplin – auch für Monteure

Foto: © VDMAFoto: © VDMA

Die Modernisierung gilt als Königsdisziplin auch für Monteure, entsprechend schwierig ist es natürlich für Aufzugsbauer, qualifiziertes Personal zu finden. Lochbühler profitiert davon, dass es umfangreich ausbildet, sieben Auszubildende sind es derzeit. "Sie arbeiten bei uns in allen Bereichen: Fertigung, Montage, Service. Dabei geben die erfahrenen Monteure das firmeninterne Wissen weiter", berichtet Andreas Lochbühler. Aber auch für sein Unternehmen sei es nicht mehr so einfach, Azubis zu finden wie vor Corona.

Ähnlich ist es bei Hübschmann. Auch hier wird fleißig ausgebildet, fünf Azubi sind es derzeit. "Wir machen viel Weiterbildung – extern und intern", berichtet Piorek. "Neueinsteiger starten bei uns oft im Neubau, wenn sie dort laufen gelernt haben, kommt der Kundendienst und irgendwann die Königsklasse Modernisierung – das ist nicht trivial!" Der Wissenstransfer von den alten zu den jungen Kollegen sei wichtig, funktioniere aber auch in die Gegenrichtung, berichtet der Prokurist: "Der junge Kollege hilft nämlich den älteren, erfahrenen Kollegen bei der Digitalisierung." 


Weitere Informationen: lochbuehler.de
huebschmann-aufzuege.de

Das könnte Sie auch interessieren: