(Foto: © Liftowa Panorama)

Die Aufzugsindustrie der Ukraine bis zum 24. Februar 2022

Aktuelles

Dieser Artikel soll dem deutschen Leser einen Überblick über den Aufzugsmarkt in der Ukraine und seine Chancen in der Zukunft geben. Er stammt aus der Feder von Maria Pilipiv und Oleg Skripez. Sie sind Herausgeber der ukrainischen Aufzugs-Fachzeitschrift "Liftowa Panorama".

Die Aufzugsbranche der Ukraine befindet sich in einer tiefen Krise, 70 bis 75 Prozent der Aufzüge sind veraltet und dürften eigentlich nicht mehr betrieben werden.

Ein Indikator dafür ist der fünfzigprozentige Rückgang der Funktionsfähigkeit von Notrufanlagen in den letzten 30 Jahren. Es fehlt an gut geschultem Personal und zentralisierten Normen für die Aufzugsbranche.

Im Jahr 2019 ist die Richtlinie EN 81-20 eigentlich in der Ukraine in Kraft getreten, allerdings kollidiert sie mit den vorher gültigen ukrainischen Richtlinien und Vorschriften, die ebenfalls noch in Kraft sind. Dies führt zu einem Zwiespalt in der Branche bezüglich der aktuellen Handlungsanweisungen im Markt.

Verwerfungen bei den Preisen

Weitere Informationen: Das Original in ukrainischer Sprache hier als pdf-Datei herunterladen. Durch den Eingriff der öffentlichen Hand in Modernisierungsprojekte von Aufzugsanlagen der Privathand durch staatliche / städtische Mitfinanzierung / Subvention kommt es zu Verwerfungen bei den Preisen und korrupte Machenschaften. Wäre die Modernisierung der Anlagen wie z. B. in Deutschland komplett eine Angelegenheit der Eigentümer, würde es nicht zu derartigen Verschiebungen im Preisgefüge kommen.

Angesichts der aktuellen Situation im Land wurde die Förderung durch die öffentlichen Stellen eingestellt, da sehr wahrscheinlich keine Mittel mehr dafür zur Verfügung gestellt werden können.

Bestand deutlich überaltert

Maria Pilipiv und Oleg Skripez: Herausgeber der ukrainischen Aufzugs-Fachzeitschrift Liftowa Panorama. Foto: © Liftowa PanoramaMaria Pilipiv und Oleg Skripez: Herausgeber der ukrainischen Aufzugs-Fachzeitschrift Liftowa Panorama. Foto: © Liftowa Panorama

In der Ukraine existieren nach Schätzungen von Branchenexperten etwa 100.000 Aufzüge. Dieser Bestand ist zu großen Teilen überaltert und hat die sichere Betriebsdauer von ca. 25 Jahren deutlich überschritten. Die Zahl der Neuinstallationen und Modernisierungen bleibt deutlich hinter der Zahl zurück, die angesichts des Überalterungsprozess notwendig wäre.

Die Marktteilnehmer im Bereich Service sind größtenteils kleine Betriebe, die nicht kontrollierbar sind und aufgrund der nicht vorhandenen Standardisierung des technischen Services bei Wartung und Reparatur oft mangelnde Leistungen erbringen. Die Ausbildung von Fachpersonal für die Branche ist nahezu zum Erliegen gekommen.

Qualität und Sicherheit leiden

Bevor über eine öffentliche Beteiligung an einer Modernisierung entschieden wird, werden die Anlagen durch einen öffentlich bestellten Experten vorab begutachtet. Diese Gutachter sind ebenfalls Teil des Systems und unterliegen auch gewissen Zwängen durch die ein oder andere Seite. Oft werden Gutachten verworfen, weil bestimmte Interessenkonflikte bestehen. Darunter leiden die Qualität und Sicherheit und es verbessert auch nicht wirklich die Situation in der ukrainischen Aufzugsbranche.

Logo der ukrainischen Aufzugs-Fachzeitschrift Liftowa Panorama. Foto: © Liftowa PanoramaLogo der ukrainischen Aufzugs-Fachzeitschrift Liftowa Panorama. Foto: © Liftowa Panorama

Der Gesetzgeber hat im Jahr 2006 in die Preisfindung für Serviceleistungen eingegriffen und monatliche Servicepauschalen eingeführt. Dies führte wiederum dazu, dass notwendige Leistungen nicht mehr erbracht wurden oder erbracht werden konnten – so wie es oft geschieht, wenn sich staatliche Stellen mit geringer bzw. nicht vorhandener Kompetenz in das Marktgeschehen einmischen.

Bis 2014 waren die Hauptlieferanten für Aufzüge Mogilovliftmasch (Weißrussland) mit ca. 68 Prozent, Tzscherbinski (Russland) mit 10 Prozent sowie Karaliftkomplekt (Ukraine) mit 6 Prozent Marktanteil. Diese Marktanteile haben sich in den letzten zehn Jahren zugunsten von Marktteilnehmern aus der Türkei, China und Europa verschoben.

Staatliche Einmischung abbauen

Foto: © Liftowa PanoramaFoto: © Liftowa Panorama

Grundsätzlich kann zusammenfassend festgestellt werden, dass es einer grundlegenden Veränderung des ukrainischen Aufzugsmarktes bedarf. Jegliche staatliche Einmischung und Regulation außer der gesetzlich notwendigen (was technische Erfordernisse angeht) muss abgebaut werden. Für technische Erfordernisse können Europäische Normen übernommen und müssen nicht neu entwickelt werden.

Mit dieser Entflechtung würden auch die korrupten Strukturen ausgeschaltet und der Markt kann seinen Preis finden. Dann würden sich viele Probleme von allein lösen. Dies gilt auch für Erschwernisse beim Import von Gütern in die Ukraine.

Es wird eine Fortsetzung dieser Artikelserie geben, dort werden weiterführende Informationen auch über Importstatistiken und zukünftige Möglichkeiten in der Ukraine angerissen werden.


Weitere Informationen: Die Übersetzung erfolgte durch Yuliya Pfaff, die gerne für Fragen zur Verfügung steht (Tel. +49 178-5583368). Das Original in ukrainischer Sprache können Sie hier als pdf-Datei herunterladen.

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