Frank Schach, Vorsitzender der Geschäftsleitung von Schindler Deutschland.

Frank Schach, Vorsitzender der Geschäftsleitung von Schindler Deutschland. (Foto: © Schindler Deutschland)

Der neue CEO von Schindler Deutschland im Interview

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Materialmangel und Lieferprobleme sind eine der "größten Herausforderungen, vor denen wir derzeit stehen", erklärt Frank Schach im Interview mit dem LIFTjournal. Er ist seit dem 1. Februar neuer Vorsitzender der Geschäftsleitung von Schindler Deutschland.

Schach ist Nachfolger von Dr. Meinolf Pohle, der in die Konzernleitung der Schindler Holding AG für die Region Europa-Nord berufen wurde. Vorausgegangen war der Rücktritt von Thomas Oetterli als CEO des Schindler-Konzerns.

Welche neue Ausrichtung planen Sie für Schindler Deutschland? Welche Schwerpunkte wollen Sie setzen?
Schach: Das Wichtigste ist, dass die Richtung bereits stimmt. Wir haben schon vor einigen Jahren begonnen, unseren Fokus stärker auf unsere Kunden zu richten. Das werden wir weiter tun, wir optimieren interne Prozesse, um mehr Zeit für die Kunden zu gewinnen. Wir müssen ihnen genau zuhören und Produkte und Services zur Verfügung stellen, die optimal auf die Bedürfnisse unserer Kunden zugeschnitten sind. Lassen Sie mich dafür ein Beispiel geben: Viele unserer Kunden planen vernetzte Gebäude, in denen der Aufzug nicht mehr isoliert, sondern als Teil einer intelligenten Gebäudeinfrastruktur betrachtet werden wird, in der es um Zutrittsregelungen, nachhaltigen Betrieb und Schnittstellen zu anderer Gebäudetechnik geht. Hier bieten wir mit unserer Transitmanagement-Technologie PORT 4D eine Lösung, die genau diesen Kundenerwartungen entspricht.

Gehört zu Ihrem Plan auch, die internationale Normierung maßgeblich zu beeinflussen – mit welchem Ziel?
Schach: Nein, als deutsche Konzerngesellschaft fokussieren wir uns auf den deutschen Markt. Dabei arbeiten wir auch in verschiedenen Verbänden und Gremien an der Normierung. Dabei steht ganz klar die Sicherheit unserer Fahrgäste und Mitarbeitenden im Mittelpunkt.

Foto: © Schindler DeutschlandFoto: © Schindler Deutschland

Sie haben bei Ihrer öffentlichen Vorstellung erklärt, dass Schindler künftig mit offenen Schnittstellen arbeiten will. Wann ist was geplant?
Schach: Mit Schindler CoLab bieten wir bereits jetzt eine offene, sichere und modulare Plattform an, die es unseren Kunden ermöglicht, unsere digitalen Services in ihr Gebäudemanagement zu integrieren. Die CoLab-Plattform bietet Schnittstellen für die Anwendungsprogrammierung vor Ort oder in der Cloud und viele weitere Funktionen wie Software-Development-Kits, die bereits heute über das Schindler Developer Portal verfügbar sind.

Wie viele Aufzüge werden bei Schindler Deutschland bereits via Predictive Maintance gewartet? Welchen Anteil hat der Bestand, welchen Anteil der Neubau?
Schach: Wir können bereits jetzt auf einen großen Teil der Aufzüge aus unserem Portfolio remote zugreifen und arbeiten kontinuierlich daran, diesen Anteil weiter auszubauen. Das betrifft sowohl Schindler-Anlagen als auch die Aufzüge anderer Hersteller.

Wie groß ist das Interesse der Betreiber daran?
Schach: Die Kunden schätzen die Vorteile, die sich mit Schindler Ahead, unserer Remote-Monitoring-Lösung, ergeben. Die Aufzüge fallen seltener aus, weil sie rund um die Uhr überwacht werden und kleinste Abweichungen in den Daten erkannt werden. Eine Vielzahl von Problemen können wir auf diese Weise erkennen und beheben, bevor sie zu Störungen und dem Ausfall der Anlage führen. Die Kunden haben zudem jederzeit über ein Dashboard die volle Transparenz über den Zustand ihrer Aufzüge und alles, was wir im Rahmen unseres Servicevertrags tun.

Gibt es dadurch Mehrkosten für Betreiber oder sinken sie, weil die Anlage seltener angefahren werden muss?
Schach: Wir machen die Preisgestaltung nicht davon abhängig, wie oft wir einen Techniker zur Anlage schicken müssen. Unser Ansatz ist im Interesse unserer Kunden ein anderer: Unsere Kunden zahlen für die Verfügbarkeit des Aufzugs, d. h. dafür, dass er möglichst selten ausfällt und im Fall eines Stillstands schnell wieder in Betrieb genommen werden kann. Wie oft der Techniker dabei zur Anlage fahren muss, ist nicht entscheidend. Über unser Remote Monitoring sind wir bildlich gesprochen mit einem digitalen Techniker immer an der Anlage. Dieser digitale Helfer sagt Bescheid, wenn einer unserer versierten Service Techniker zur Anlage kommen muss.

Wie hoch ist die Gewinnspanne bei Neubau/Modernisierung/Wartung/Reparatur bei Schindler Deutschland?
Schach: Bitte haben Sie Verständnis, dass wir dazu für Schindler Deutschland keine Angaben machen. Sie finden allerdings sehr ausführliche Finanzeninformationen im Jahresbericht der Schindler Group.

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Wie begegnen Sie dem Fachkräftemangel?
Schach: Indem wir sehr gute Arbeitsbedingungen, spannende Jobprofile, eine attraktive Vergütung, eine gute Work-Life-Balance und hervorragende Aufstiegs- und Weiterbildungsmöglichkeiten anbieten. Wir sind bereits im 13. Jahr infolge mit dem Top Employer-Siegel ausgezeichnet und zählen damit zu den besten Arbeitgebern Deutschlands. Dennoch spüren auch wir den Fachkräftemangel und müssen noch mehr tun, um die besten Köpfe von uns zu überzeugen. Wir müssen als attraktiver Arbeitgeber sichtbarer werden.

Und dem Materialmangel und den Lieferproblemen?
Schach: Das ist eine der größten Herausforderungen, vor denen wir derzeit stehen. Wir haben den Vorteil, dass wir unsere Lieferketten als weltweit agierendes Unternehmen auf verschiedene Quellen stützen können, aber das löst auch nicht alle Engpässe. Damit wir die Ersatzteilverfügbarkeit auf dem hohen Servicelevel sicherstellen können, mussten wir beispielsweise nicht nur die Lagerbestände erhöhen, sondern außerdem dringend benötigte Ersatzteile von China nach Deutschland per Flugzeug transportieren lassen. Das treibt die Kosten in die Höhe, die wir nicht vollständig kompensieren können und zum Teil an die Kunden weitergeben mussten.

Das Interview führte Ulrike Lotze.


Weitere Informationen: Frank Schach: Der gebürtige Husumer arbeitet seit 17 Jahren bei Schindler. Schach war zunächst Regionalleiter für Hamburg, dann in der Geschäftsleitung verantwortlich für Human Ressources und anschließend den Neuanlagen- und Digital Innovations-Bereich. Der 53-Jährige ist studierter Kaufmann.

schindler.de

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