Aufzugshydraulik: Kraft und Eleganz, gepaart mit Intelligenz
Die hydraulische Antriebstechnik für den Aufzugsbau kommt zum Zuge, wenn große Kräfte oder architektonisch anspruchsvolle Lösungen gefragt sind. Bucher Hydraulics geht jetzt einen Schritt weiter: Die Aufzugstechnik wird smart und vernetzt.
Von Tony Aschwanden
Warenaufzüge mit hohen Lasten sind die Domäne der Hydraulikaufzüge. 40 Tonnen Last und mehr können sie 25 Meter und höher anheben. Der Vorteil: Die Kräfte lassen sich direkt über das Gebäudefundament ableiten. Doch Hydraulik kann auch elegant auftreten. Architekten schätzen Hydraulikaufzüge mit viel Glas und schlankem Zylinder statt störender Seile. Mittlerweile funktioniert das sogar komplett ohne Seitenführung der Kabine.
Etwa fünf Millionen Aufzüge in der EU verbrauchen pro Jahr um die 18 Terrawattstunden Strom, rund 0,7 Prozent des gesamten Strombedarfs, weshalb sie nach meiner Ansicht der EU-Ökodesign-Richtlinie unterworfen werden sollen. Hydraulikaufzüge sind energetisch allerdings schon auf einem guten Weg und über die gesamte Lebensdauer Seilaufzügen oft überlegen.
Eine wichtige Rolle spielen dabei Frequenzumrichter, mit denen sich die Pumpenleistung exakt der Fahrkurve anpassen lässt – und zwar von Drehzahl Null an. Bei 30 bis 40 Prozent Energieeinsparung amortisieren sich die Mehrkosten vor allem bei stark frequentierten Aufzügen.
Nochmals 20 bis 30 Prozent Energie lassen sich durch Superkondensatoren, kurz Supercaps, sparen, die sich schneller als Akkus be- und entladen lassen. Rückströmendes Öl treibt die Pumpe an, die den Motor dreht, der als Generator dient. Über den Frequenzumrichter speichern die Supercaps die Energie, um sie bei der nächsten Hochfahrt bereitzustellen. Mit entsprechenden Softwareanpassungen ist die Technik auch nachrüstbar.
"Eine neue Ära der Aufzugshydraulik"
Foto: © Bucher HydraulicsDas intelligente Hydraulikventil iValve ist eine Optimierung des LRV (Liftregelventil) in Richtung Industrie 4.0. Statt 200 Minuten bei einem herkömmlichen Ventil und 120 Minuten bei einem LRV erfordert seine Installation und Inbetriebnahme nur 60 Minuten. Es benötigt lediglich zwei Verbindungsleitungen zwischen Elektronik und Ventil.
Dank Sensorik und einer entsprechenden Software ist es selbstlernend und selbstoptimierend. Der Wegfall der Grundeinstellung des Ventils und der Optimierung der Fahrkurve mittels iTeach auf Basis der von der Aufzugsteuerung gelieferten Schachtinformationen trägt am meisten zur Zeitersparnis bei.
Eine erste Fahrkurve nach der Montage sieht typischerweise so aus: Losfahrt mit langer Startphase und Schleichfahrt, Vollfahrt, Verzögerung und nochmals eine lange Schleichfahrt bis zum Stopp des Ventils. Etwa 14,5 Sekunden vergehen zwischen Start und Stopp dieser Fahrt. Innerhalb der ersten fünf Fahrten optimiert das iValve über iTeach und reduziert so die Gesamtfahrzeit auf 8,5 Sekunden, was eine große Menge an Energie spart. Eine feinfühlige Regelung über einen geschlossenen Regelkreis sorgt für gute Fahreigenschaften und große Anhalte-Genauigkeit in beide Richtungen – unabhängig von Öltemperatur und -viskosität.
Leichte Vernetzung mit CANopen-Lift
Foto: © Bucher HydraulicsDas iValve bietet in Verbindung mit der iCon-Elektronik alle Möglichkeiten moderner Vernetzungstechnik. Als Bussystem dient CANopen-Lift, ein quelloffener Quasi-Standard in der Aufzugstechnik. Das vereinfacht den Verdrahtungsaufwand mit der Gesamtanlage und die Kommunikation mit dem Antrieb.
Dank der optionalen CANopen-Anbindung via Steckkarte auf der iCon-Steuerung sind keine zusätzlichen Terminals nötig. Die Parameter lassen sich zentral über die Aufzugssteuerung verändern. Die iCon-Steuerung ist mit einem Fehlerspeicher ausgestattet, der sich für eine Analyse an Ort und Stelle oder per Fernzugriff sogar via Smart Devices auslesen lässt.
Für den Aufzugsbauer bedeutet das den direkten Weg zu Predictive Maintenance: Das iValve kann Statusinformationen, Data Log Files oder Warnungen bereitstellen, die an die Aufzugssteuerung und von dort aus global weitergeleitet werden können.
Der Autor ist Head of Product & Application Elevator und Electrohydraulic Systems bei Bucher Hydraulics.
Weitere Informationen: bucherhydraulics.com/aufzug
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