"Unser Ziel ist es, die Aufzugtür intelligent zu machen", sagt Wolfgang Nothaft, Geschäftsführer der Meiller Aufzugtüren GmbH. (Foto: © Meiller)

Digitalisierung macht Spaß!

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Die mittelständischen Komponenten-Hersteller in der Aufzugbranche müssen sich dringend mit dem Thema Digitalisierung auseinandersetzen, rät Wolfgang Nothaft.

Der Geschäftsführer von Meiller-Aufzugtüren warnt: "Wenn sie jetzt nicht in diese Entwicklung einsteigen, laufen sie ihr bald hinterher."

Wie ist es um die Digitalisierung in der Aufzugbranche bestellt?
Wolfgang Nothaft: Sehr unterschiedlich: Die Großen der Aufzugbranche haben mit den Großen der IT schon vor einiger Zeit Kooperationen gegründet, um Lösungen für die Digitalisierung ihrer Unternehmen zu entwickeln. Beim Mittelstand geschieht dagegen noch relativ wenig. Aber wir müssen als Komponentenszene unseren Beitrag leisten, damit wir gegenüber den Konzernen wettbewerbsfähig werden und bleiben. Im Moment verschlafen die meisten Komponentenhersteller die Digitalisierung.

Warum hinkt der Mittelstand hinterher?
Nothaft: Keine leichte Frage. Es ist eine unglaubliche dynamische Entwicklung, die Sprünge geschehen nicht in Jahren, sondern in Monaten. Das ist eine große Herausforderung für eine eher konservative Branche.

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Meiller hat vor circa drei Jahren begonnen, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Warum?
Nothaft: Wir sind davon überzeugt sind, dass die Digitalisierung ein wesentlicher Bestandteil zukünftiger Aufzüge wird. Deshalb haben wir als Komponentenhersteller den Auftrag, unseren Beitrag dazu zu leisten. Wir glauben einfach, dass wir ansonsten früher oder später austauschbar sind. Unser Ziel ist es, die Aufzugtür intelligent zu machen. Durch die Digitalisierung generieren sie außerdem nicht nur Daten, sondern auch Wissen. Dieses Wissen wird zum Motor für Produktentwicklung und Geschäftsideen.

HandwerkWelchen Nutzen bringt die Digitalisierung außerdem dem Unternehmen?
Nothaft: Wenn sie jetzt nicht in diese Entwicklung einsteigen, laufen sie ihr bald hinterher. Aber es ist eine ungemein spannende Entwicklung, die uns zum Beispiel die Chance bietet, unsere Kunden ganz anders zu unterstützen als bisher. Wir müssen zum Beispiel für viele Arbeiten nicht mehr vor Ort sein, sondern können unsere Kunden von hier aus anleiten. Wir können außerdem völlig neue Produkte auf den Markt bringen und ganz neue Märkte erobern – zum Beispiel in Fernost. Außerdem bekommen wir es durch die Digitalisierung mit Leuten zu tun, die ganz anders denken. Wenn man das zulässt und ihnen den entsprechenden Freiraum gibt, kommt man auf völlig neue Ideen. Wir beschäftigen uns heute mit Themen, an die wir vor drei Jahren noch nicht einmal gedacht haben. Das macht im Übrigen auch einen Riesenspaß!

Da liegt die Frage auf der Hand, wie ein Mittelständler die begehrten IT-Experten für seinen Betrieb gewinnen kann?
Nothaft: Es beginnt damit, dass ihnen die Digitalisierung wichtig ist und sie bereit sind, dafür Geld in die Hand zu nehmen. Gute Leute gibt es nicht umsonst. Ein bisschen Glück braucht es natürlich auch. Wir haben einige externe Leute geholt, die aber zu uns passen und die auch aus der Branche sind. Einige Leute haben wir intern gefunden, die für das Thema brennen und auch Spaß daran haben. Aber beiden müssen sie Raum geben, um sich zu entfalten. Das hat bei uns sehr gut funktioniert.

Warum sollte sich die Branche überhaupt damit auseinandersetzen, es geht ihr doch sehr gut?
Nothaft: Tatsächlich haben wir Jahre mit zum Teil zweistelligen Wachstumsraten hinter uns. Der Branche geht es tatsächlich gut, aber wir können nicht davon ausgehen, dass das immer so bleibt. Denn wenn der Boom vorbei ist wird es wieder um Qualifikation und um Kosten gehen und die Frage wird sein: Kann mein Unternehmen mithalten? Und darauf wird die Digitalisierung einen großen Einfluss haben. Mechanische Systeme ohne eigene Intelligenz werden an dieser Entwicklung nicht teilnehmen können.

Sie sind ein relativ großer Mittelständler mit einer großen Mutterfirma im Rücken. Wie soll das ein kleiner Betrieb schaffen?
Nothaft: Gute Frage! Ich habe keine einfache Antwort darauf, das wird sicherlich schwerer als bei Meiller. Es hilft aber auch nicht, nichts zu tun. Um es einmal philosophisch auszudrücken: Während sich die einen vor dem Wind der Veränderung durch Digitalisierung hinter hohen Mauern schützen, bauen andere Windmühlen auf.

HandwerkWas sind dabei die größten Herausforderungen?
Nothaft: Die größte Herausforderung liegt in der Vergangenheit, wie sie bisher gearbeitet haben. Wir sind ein mechanisches Unternehmen, unsere Produktlebenszyklen und Entwicklungszyklen sind ganz andere als in der digitalen Welt. Da treffen zwei Welten aufeinander, zwei Unternehmenskulturen, zwei Geschwindigkeiten, die erst einmal überhaupt nicht zueinander passen. Wenn Sie damit nicht klug umgehen, sind die Digitalisierungsexperten gefrustet und die Mitarbeiter aus der analogen Welt total überfordert. Außerdem muss man immer daran denken, dass das es ein Geschäft ist und nicht zum Hobby wird, weil es unglaublich dynamisch ist und Spaß macht. Andererseits kann die Digitalisierung auch den Fachkräftemangel in der Branche lindern.

Wie das?
Nothaft: Sie bekommen ja ständig Daten über den Zustand ihrer Anlage, sie müssen sie als nicht mehr in fixen Zeitabständen inspizieren, sondern können sie bedarfsgerecht warten, das spart Zeit und Ressourcen. Auf der anderen Seite haben Sie die Möglichkeit einer Arbeitsteilung: Das Wissen über die Anlage haben sie in ihrem Unternehmen zentral gebündelt, für die Ausführung vor Ort brauchen sie dadurch deutlich weniger Fachwissen.

Meiller Aufzugtüren GmbH ist ein eigenständiges Tochterunternehmen der F.X. Meiller KG und seit über 50 Jahren Komponentenhersteller. Sitz des Familienunternehmens mit 130 Mitarbeitern ist München, dort werden jährlich ca. 27 000 Aufzugtüren im Jahr gefertigt, darunter ca. 5 000 Glastüren. Der Umsatz liegt bei 46 Millionen Euro im Jahr. Geschäftsführer sind Wolfgang Nothaft und Jochen Strasser.

www.meiller-aufzugtueren.de

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