Willkommen an der Thor-Akademie in Menteroda (Thüringen). (Foto: © Bernd Lorenz)
August 2022
Der Fachkräftemangel ist dramatisch, die Aufzugsbranche benötigt dringend technisch geschultes Fachpersonal. Die Theorie wurde bisher schon von der VFA-Akademie vermittelt.
Jetzt geht es auch in die Praxis: Sie wird bei einer neuen Weiterbildung der VFA-Akademie und der Thor-Akademie vermittelt.
Die Aufzugsbranche befindet sich für Andreas Hönnige in einem Dilemma: Zum einen verlange die Arbeit an den überwachungsbedürftigen Anlagen sehr viel technisches Know-how. Zum anderen gebe es aber keine Ausbildung oder eine verpflichtende Qualifizierung für die Mitarbeiter, die in der Regel als Quereinsteiger mit unterschiedlichen beruflichen oder akademischen Abschlüssen in den Betrieben tätig sind.
"In den vergangenen Jahren haben wir uns bemüht, neben der theoretischen Ausbildung auch den Praxisanteil kontinuierlich zu erhöhen. Allerdings fehlte uns bislang eine Aufzugsanlage, die man montieren, einstellen, in Betrieb nehmen, umbauen, warten und demontieren kann", erklärt der Geschäftsführer der VFA-Akademie gGmbH.
Nun ist sie da. "In unserem modernen Schulungszentrum haben wir zwei Aufzüge installiert, die auf-, um- und abgebaut werden können", erklärt Kersten Thor, Geschäftsführer des Personaldienstleisters Thor Industriemontagen GmbH & Co. KG.
Gemeinsam mit dem Verband für Aufzugstechnik (VFA-Interlift) hat die Thor-Akademie ein Weiterbildungskonzept entwickelt, das die Kooperationspartner am 20. Juni 2022 in Menteroda (Thüringen) vorgestellt haben. Künftig können Aufzugsfirmen ihre Mitarbeiter zum Monteur für Aufzugstechnik qualifizieren lassen. Eine erste Pilotgruppe hat den Lehrgang bereits erprobt. "Das lief schon ganz schön rund", lautet das Fazit von Kersten Thor.
Der Lehrgang zum Monteur für Aufzugstechnik besteht aus drei zeitlich getrennten Blöcken. Zwischen den Phasen am Schulungszentrum der Thor-Akademie in Menteroda kehren die Teilnehmer für mehrere Wochen in ihren Betrieb zurück, um das Erlernte in der beruflichen Praxis anzuwenden und zu vertiefen. Nach elf Monaten sollen sie die Weiterbildung abgeschlossen haben.
Der erste Block dauert acht Wochen. Hier lernen die Teilnehmer die Grundlagen der Aufzugstechnik und das sichere Arbeiten mit persönlicher Schutzausrüstung an Aufzugsanlagen kennen. In den Modulen 1 bis 3 vermitteln die Dozenten die Inhalte "Einführung in die Aufzugstechnik", "Hydraulikaufzüge" und "Seilaufzüge".
Dies umfasst die komplette Montage zweier Aufzugsanlagen durch die Teilnehmer unter detaillierter Anleitung. Der zweite Block umfasst vier Wochen. Themen der Module 4 und 5 sind "Elektrotechnik" und "Steuerung in der Aufzugstechnik/Inbetriebnahme". Im dritten Block steht für zwei Wochen der "Umbau und Service von Aufzugsanlagen" (Modul 6) auf dem Lehrplan.
Als Übungsanlagen stehen den angehenden Fachkräften ein Treibscheibenaufzug mit drei Haltestellen und ein Hydraulikaufzug mit zwei Haltestellen zur Verfügung. Im Modul 7 werden die Teilnehmer innerhalb von zwei Wochen auf die Prüfung vorbereitet und absolvieren die Prüfung.
Die erfolgreichen Absolventen erhalten ein Zertifikat, das sie als Aufzugsmonteur und als Elektrofachkraft für festgelegte Tätigkeiten im Aufzugsbau ausweist. Zwischen den drei Blöcken sind Anwendungsphasen im Betrieb vorgesehen. Sie dauern 18 und 14 Wochen. In dieser Zeit werden die Teilnehmer vom Dozenten-Team regelmäßig online betreut und müssen einen Ausbildungsbericht führen.
Der erste öffentliche Durchgang der Weiterbildung zum Monteur für Aufzugstechnik beginnt an der Thor-Akademie in Menteroda am 09. Januar 2023, Anmeldeschluss ist der 18. November 2022. Die Kosten für den Lehrgang teilt die VFA-Akademie auf Anfrage mit. Die Teilnehmer können zu günstigen Konditionen direkt am Schulungszentrum der Thor-Akademie übernachten.
Die Weiterbildung soll künftig zweimal im Jahr jeweils mit Start im Januar und September angeboten werden. Sie richtet sich an Quereinsteiger in der Aufzugstechnik. Idealerweise sollten sie eine abgeschlossene Ausbildung in einem technischen Beruf und Berufserfahrung vorweisen können. Die Teilnehmerzahl ist auf sechs Plätze begrenzt.
Andreas Hönnige ist zufrieden, dass der erste Lehrgang nach rund zweijähriger Vorbereitungszeit bald beginnen kann. Mit der fachpraktischen Weiterbildung habe man aus seiner Sicht einen Meilenstein für die Branche geschaffen. "Nun hoffen wir natürlich, dass die Firmen aus der Aufzugsbranche sie auch rege nutzen."
Weitere Informationen: VFA-Akademie gGmbH, Anja Smieja, Telefon: 0049 40 8000 473-12, E-Mail: anja.smieja@vfa-interlift.de, Internet: www.vfa-interlift.de
Digitalpaper
Kommentar schreiben