Von Hendrik Hesse
Die Wartungsfirma erstellt ein Angebot, Sie beauftragen sie und haben nach kurzer Zeit alles erledigt. Betreiber, Eigentümer und Verantwortliche, die damit zufrieden sind, müssen nicht weiterlesen. Wer Geld und Ärger sparen will, erfährt, warum es sinnvoll sein kann, einen unabhängigen Berater für Fördertechnik zu engagieren.
Planung:
Foto: © Hendrik HesseJede Aufzugsfirma hat ihre eigene Philosophie von den Produkten, die sie verkaufen und montieren möchte. Einige stellen ihre Aufzüge komplett selbst her und montieren diese im Anschluss auch. Andere Aufzugsfirmen verwenden verschiedene Bausätze, die sie am Markt zukaufen und mit weiteren Baugruppen kombinieren.
Aber welches ist der beste Aufzug für Ihr Projekt? Jedes System hat seine Vor- und Nachteile und ein Betreiber sollte im Vorfeld gründlich eruieren, welche Aufzugstechnik zu ihm und seinem Gebäude passt. Da viele Eigentümer, Betreiber, Architekten und Hausverwalter aber keine Fachleute aus der Aufzugsbranche sind, ist es für sie schwierig, den "besten" Aufzugs und die "beste" Technik zu finden.
Grundsätzlich wichtig ist schon bei der Planung: Verschleiß- und Ersatzteile Ihres künftigen Aufzugs sollten von jeder Aufzugsfirma am freien Markt beschafft werden können. Achten Sie unbedingt darauf, dass es wirklich so ist!
Ein Planer legt im Vorfeld mit dem Kunden einen Leistungsumfang fest, nachdem er die Ist-Situation analysiert hat. Idealerweise wurde bei einer ersten Begehung des Projekts ein Bericht mit Kostenschätzung erstellt und dabei verschiedene Varianten erläutert. Ein unabhängiger Berater kann die künftigen Kosten und den Unterhalt der nächsten Jahrzehnte an einer (künftigen) Aufzugsanlage recht gut einschätzen.
Herstellerneutrale Ausschreibung
Möchte der Kunde eine Ausschreibung, wird der Berater eine herstellerneutrale Ausschreibung unter Berücksichtigung aktueller Normen, Richtlinien und dem festgelegten Umfang auf den Weg bringen. Diese Ausschreibung dient dazu, dass alle teilnehmenden Aufzugsfirmen die gleiche Grundlage haben, um ein Angebot abzugeben.
Somit wird bereits bei der anschließenden Auswertung das beste Preis-/Leistungsverhältnis erkannt. Hilfreich ist beispielsweise auch die Anwendung der VOB (Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen) mit der ein Berater für alle Vertragsparteien ein sicheres Umfeld schafft.
Wir bekommen regelmäßig Aufträge, Aufzugsanlagen zu prüfen, die bereits nach fünfzehn bis zwanzig Jahren ihr "Lebensende" erreichen. Dann sind hohe Investitionen nötig, um sie wieder in Fahrt zu bringen. Diese Aufzüge wurden bei der Planung durch den damaligen Verkäufer oft falsch eingeschätzt, berechnet und ausgelegt.
Bau:
Foto: © Hendrik HesseEin Berater ist in der Regel mehrfach bei der Montage des Aufzugs vor Ort und erkennt bei der Begehung bereits im Vorfeld schlecht montierte Baugruppen. Er prüft auch, ob die bestellten und bezahlten Baugruppen geliefert und installiert werden. Nicht erbrachte Leistungen werden so im Vorfeld entdeckt. Nebenher achtet er auch auf die Einhaltung der notwendigen Sicherheitsmaßnahmen an der Baustelle für Bewohner und Monteure.
Denn um alle Mängel zu erkennen, reicht es nicht, die fertige Aufzugsanlage bei der Abnahme gründlich zu begutachten. Viele Mängel treten bereits während der Einbauphase auf. Sie sollten nicht davon ausgehen, dass die Montagefirma selbst alle Mängel während des Einbaus erkennt und weiß, ob benötige Bauteile von anderen Gewerken fehlerfrei installiert wurden.
Abnahme/Inbetriebnahme:
Mängel werden bei der Abnahme vom Auftraggeber oft nicht erkannt oder von manchen Montagefirmen schön- oder klein geredet. Besonders ärgerlich ist es, wenn Bauteile aufgrund schlechter Montage kurz nach der Gewährleistung kaputt gehen, obwohl sie deutlich länger halten sollten.
Das es unterschiedliche Meinungen zur Ausführung oder der Bauherrenabnahme zwischen dem Verkäufer einer Aufzugsfirma und einem Auftraggeber gibt, ist selten, kommt aber vor. Dann ist guter Rat gefragt. Eine seriösen Aufzugsfirma hat natürlich das Ziel, dass der Kunde zufrieden ist.
Aber nicht immer hat der Auftraggeber dieses Glück. Unabhängige Berater für Fördertechnik können durch ihre Erfahrung die Situation gut einschätzen. Durch das Fachwissen und Erfahrung beider Parteien können unterschiedliche Meinungen bereits im Vorfeld oder nach erfolgter Abnahme des Projekts besprochen werden.
Betrieb/Instandhaltung/ Modernisierung:
Foto: © Hendrik HesseEin Aufzugslebenszyklus dauert schätzungsweise 35 Jahre oder länger, manche Aufzugsanlagen sind sogar mehr als 50 Jahre im Betrieb – wenn sie regelmäßig modernisiert und damit auf den Stand der Technik gebracht werden.
Die Lebensdauer hängt natürlich auch von der Behandlung und der Nutzungsintensität ab. In all diesen Jahren wurden Wartungsverträge bezahlt, eine kostenpflichtige Notrufaufschaltung installiert, Reparaturen durchgeführt und (oft gegen Gebühr) Störungen und Vandalismus-Schäden beseitigt.
Bei einigen Aufzugsfirmen verteuern sich aber regelmäßig nicht nur die Wartungsverträge, sondern auch die Technikerstundensätze oder Anfahrtspauschalen. Klar, es wird alles teurer. Aber man sollte prüfen, ob jährliche Preisanpassungen von fünf Prozent und mehr wirklich berechtigt sind. Da kommt in vielen Jahren Betriebszeit eine stolze Summe für den Unterhalt eines Aufzugs zusammen. Es soll Aufzugsfirmen geben, die verlangen für eine Bergung des Wohnungsschlüssels oder des Handys aus dem Aufzugsschacht bis zu 500 Euro. Netto, wohlgemerkt!
Angebote prüfen
Gute Berater kennen i. d. R nicht nur die Preisgefüge der Aufzugsfirmen, sondern auch deren Stundensätze, Reparaturpreise, die Verfügbarkeit von Bauteilen, die Produktstrategien der einzelnen Aufzugsfirmen und auch die Langlebigkeit der Baugruppen. Betreiber tun sich schwer damit, Angebote, Aufträge, Reparaturen und Rechnungen von erbrachten Aufzugsdienstleistungen zu prüfen. Und wenn sie geprüft wurde, stellt sich anschließend die Frage, ob die Arbeiten auch ordnungsgemäß ausgeführt wurden.
Fazit: Wer einen seriösen Berater oder Planer engagiert, kann nach meiner Erfahrung nicht nur Zeit und Nerven, sondern auch bares Geld sparen und unberechtigte Ansprüche der Aufzugs-Errichter abwehren.
Der Autor ist Inhaber der Aufzugsberatung Hesse in Karlsruhe.
Wie erkennt man einen guten Aufzugsberater? In Deutschland gibt es einige Dutzend Beratungsbüros für Aufzugsanlagen und Fördertechnik. Auftraggeber sollten sich genügend Zeit für die Suche nehmen. Denn sie sind genauso wie Aufzugsfirmen gut ausgelastet und brauchen eine Vorlaufzeit, um sich dem Projekt zu widmen. Ein Aufzugs-Projekt kann heute weit mehr als ein Jahr Vorlauf haben. Dies sollte man einrechnen und dementsprechend frühzeitig den Berater einbinden.
Die Größe des Beratungsbüros allein ist nicht ausschlaggebend. Es gibt Auftraggeber, die wünschen sich eine große Firma und viel Backup und es gibt wiederum Kunden, die wünschen sich eine überschaubare Größe und das der Chef/Eigentümer präsent ist.
Wichtig: Achten Sie bei der Wahl auf eine echte Neutralität. Manchmal bestehen Abhängigkeiten. Lassen Sie sich vor Beauftragung die letzten Projekte erklären, einige (anonymisierte) Verträge zwischen Aufzugsfirmen und Auftraggebern zeigen und den Ablauf des Projekts in Ruhe erklären. Mit das Wichtigste aber ist Ihr Bauchgefühl: Achten Sie darauf, dass es menschlich passt. Bedenken Sie auch: Sollte der Ansprechpartner krank werden oder nicht mehr erreichbar sein muss es einen Ersatz geben.
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