Aufzugkabine mit Querschnitt-Skizze einer typischen All-Inclusive-Leitung (mit anwendungsspezifischen Funktionsmodulen in einem ca. 6 cm breiten Flachkabel). (Foto: © kalafoto - stock.adobe.com)

Kabeltrends im Aufzugbau: Alles drin – alles dran!

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Wo früher mühsam Schalter in der Kabine einzeln mit Relais im Steuerschrank verdrahtet werden mussten, haben längst moderne, zeitsparende Bus-Systeme das Zepter übernommen.

Digitalisierung und Netzwerktechnik sorgen für weitere Technologieschübe, die sich in noch raffinierterer Steuerungstechnik, mehr Speed und Fahrkomfort sowie jeder Menge Info- und Entertainment niederschlagen.

"Im Trend liegen maßgeschneiderte Flachleitungen, in denen sämtliche Funktionalitäten in einem hybrid aufgebauten Gesamtkabel untergebracht sind", unterstreicht Marc Schneck, Key Accounter für die Aufzugtechnik beim Kabel- und Systemanbieters TKD.

"Entscheidend bei der Auslegung und Fertigung der All-Inclusive-Systeme ist, dass die nebeneinander platzierten Funktionsbündel aus Steuer-, Daten-, Bus- und Netzwerkkabeln konstruktions- und packungstechnisch auf Langlebigkeit und Betriebssicherheit getrimmt sind." Problemlos wegstecken müssen sie nicht nur enorme Walkkräfte, die beim ewigen Auf und Ab der Kabine an der Tagesordnung sind, sondern auch immer höhere Fahrgeschwindigkeiten. 10 m/s und mehr sind keine Seltenheit bei Aufzügen.

Aufzughersteller fordern zusätzlichen Mehrwert

Während klassische Funktionen wie die Aufzugs- und Türsteuerung, Wegmessung zur Positionierung der Kabine im Schacht, Ventilation, Not-Aus, Notruf, Sensorik, Kabinen- und Notlicht auch weiterhin als feste Größen das Innenleben der hybriden Hangleitungen bestimmen, fordern führende Aufzughersteller zusätzlichen Mehrwert – sprich mehr Funktionalität – von den Anschlussleitungen.

HandwerkTreiber sind Aspekte wie Zutrittskontrolle, Videoüberwachung, WLAN-Anbindung, VoIP und Notruf-VoIP sowie das immer populärer werdende Feld ‚Infotainment’. Das Spektrum hier reicht von interaktiven Etagen-Displays über wechselnde Lichtstimmungen bis zu riesigen Monitorwänden, auf die – etwa in Kreuzfahrtschiffen – Live-Bilder einer Outdoor-Kamera projiziert werden. "Entertainment und virtuelle Erlebniswelten werden immer zu einem Faktor – auch im Aufzug", so Schneck.

Umgesetzt werden die neuen Funktionalitäten über leistungsstarke Netzwerkkabel, die zu einer festen Größe in den Hangleitungen für Aufzüge werden. Moderne Hybrid-Kabel beinhalten bis zu vier verschiedene CAT7-Elemente für modernste Netzwerkanwendungen – schließlich muss ein reines Infotainment meist von kritischer Hardware wie Videoüberwachung oder Zutrittskontrollsystem getrennt werden.

Kombination sorgt für Stressfestigkeit

Um die Netzwerkkabel, die traditionell im Office-Bereich zu Hause sind, für den Bewegungsstress im Aufzug-schacht zu ertüchtigen, haben TKD-Konstrukteure den CAT7-Verbund gezielt nachgerüstet und speziell konditioniert. Die Kombination aus Aderisolierung, Paarabschirmung und Gesamtschirm sorgt für Stressfestigkeit. In Verbindung mit niederohmigen Innenleitern ergeben sich geringe Dämpfungswerte und optimaler EMV-Schutz – auch über große Distanzen und gegenüber benachbarten Energiekabeln.

"Selbst auf Langstrecken – sprich: bei 80 bis 100 m Hanghöhe und Fahrwegen von bis zu 200 m – bringt die Leitung volle CAT7-Performance", so Schneck. "Was an Daten und Signalen vorne reingeht, kommt hinten auch verlustfrei an – und das will was heißen bei dem Dauer-Stress."

Plug&Play im Aufzugbau

Neben Netzwerk- und Bus-Modul prägen weitere bündel- bzw. lagenverseilte Funktionsblöcke aus Daten- und Steuerleitungen, die anwendungsspezifisch ausgelegt sind, das Innenleben der Flachleitungen, die in der Regel mittig im Aufzugsschacht installiert und angeschlossen sind.

Galt vor Jahren noch PVC als starker Mantelwerkstoff, geht der Trend klar in Richtung halogenfreie, selbstverlöschende Compounds. Bei Hanghöhen über 50 m werden Stahltragorgane in den Außenmantel eingearbeitet. Sie kompensieren das höhere Eigengewicht und fangen gezielt Zugbeanspruchungen auf.

Schon lange greift Plug&Play im Aufzugbau. Gefragt sind anschlussfertige Kabelsätze, die passend abgelängt ‚just-in-time’ direkt an die Baustelle geliefert werden – umso ab Werk und Zeit- und Kosten bei der Installation zu sparen, erklärt Schneck. Ein Trend, der sich eher noch verstärkt habe: "Wer einmal CAT7-Leitungen gecrimpt und angeschlossen hat, weiß, wie kniffelig und mühsam dieses Verfahren ist."

Christian Hohnen
Der Autor ist Marketing-Leiter bei der TKD Kabel GmbH

tkd-kabel.de