Hoch hinaus mit dem Kone-Doppeldecker
Das "Edge East Side Berlin" ist das derzeit höchste Gebäude der Hauptstadt. Doch nicht nur seine Höhe und seine außergewöhnliche Architektur machen es zu etwas Besonderem:...
Es ist auch das erste Hochhaus in der DACH-Region, in dem Doppeldecker-Aufzüge von Kone eingebaut werden.
Von Ulrike Lotze
Zugegeben, das Prinzip des Doppeldeckers ist nicht ganz neu und auch kein einzigartiges Kone-Produkt, es gibt zum Beispiel auch seit 20 Jahren den Twin von TK Elevator. Genau genommen sind diese Aufzüge sogar schon seit über 130 Jahren im Einsatz. Einige der ältesten und bekanntesten Doppeldeckeranlagen fahren etwa in den Eckpfeilern des Pariser Eiffelturms.
Weitere Informationen: Diese Aufzüge wurden im Edge verbaut (als PDF-Datei herunterladen) Gemeinsam haben diese speziellen Hochleistungsaufzüge einen großen Vorteil: Sie haben durch die beiden Fahrkörbe in einem Schacht eine hohe Förderleistung, können doppelt so viele Nutzer befördern wie die klassischen Aufzüge. Dabei hält ein "Doppeldecker" immer in zwei übereinanderliegenden Etagen, in denen die Fahrgäste ein- und aussteigen können.
Das beschleunigt nicht nur die Beförderung in belebten Hochhäusern, sondern spart auch – was Bauherren und Architekten lieb und teuer ist – wertvolle Gebäudefläche für den Aufzugsschacht. Die acht Doppeldeckeraufzüge, die im Gebäudekern des EDGE eingebaut wurden, bräuchten eigentlich 16 Schächte, die eingesparte Fläche kann der Eigentümer lukrativ vermieten. Der Doppeldecker von Kone wurde übrigens auch schon in anderen Ländern eingebaut – zum Beispiel in Moskau und London, wo die Grundstückspreise so hoch sind, dass jeder vermietbare Quadratmeter bares Geld wert ist.
Es geht auch noch schneller …
Nicht nur die Höhe, sondern auch die außergewöhnliche Architektur machen das Edge East Side Berlin zu etwas besonderem. Foto: © Ulrike LotzeDie hohe Förderleistung ist beim Edge ein wichtiges Argument: Hauptmieter des 140 Meter hohen Gebäudes ist Amazon, das hier seine gesamten Berliner Niederlassungen und Mitarbeiter zusammenfasst. Die Nutzer werden mit 6 m/s (21,6 km/h) befördert, die maximale Fahrzeit – vom Erdgeschoss bis zur Dachterrasse im 35. Stock – beträgt ganze 20,6 Sekunden. Übrigens: Es geht auch noch schneller, aber Untersuchungen haben gezeigt, dass es dann für die Nutzer unangenehm wird.
Warum hat es dann so lange gedauert, bis Kone den Doppeldecker-Aufzug hierzulande installiert hat? "Die Aufzüge hierzulande sind meist nicht so stark ausgelastet wie in anderen Regionen der Welt", erklärt Kone Site Manager Holger Weigand. "1.600 bis 1.800 Personen kann ich noch mit einer Zehnergruppe bewältigen." In diesem Fall ist das Gebäude sogar für bis zu 3.500 Menschen ausgelegt. Platz dafür gibt es genug: 80.000 Quadratmeter umfasst das Hochhaus, 65.000 davon können vermietet werden.
Deutschland-Premiere für den Maxi-Antrieb
Zwei Fahrkörbe in einem Schacht... Foto: © KoneUnd es gibt noch weitere Besonderheiten: Im Edge hat der Aufzugskonzern seinen größten Antrieb, den MX 100, verbaut – auch das eine Premiere in Deutschland. Mit 134 kW Leistung kann er in den zwei Fahrkörben bis zu 52 Personen bewegen (vier Tonnen Traglast).
Entsprechend groß sind die Frequenzumrichter, 475 Ampere Nennstrom "können die problemlos bewältigen", erklärt Björn Bröcking, technischer Spezialist für Großprojekte bei Kone. Vier Zuleitungen sind für eine einzige Motorwicklung nötig, jeder Fahrkorb wiegt leer fünf Tonnen und kann die Gesamtmasse von 13 Tonnen mit einer Beschleunigung von 1,2 m/s2 auf eine Geschwindigkeit von 6 m/s bewegen.
Für den Bau des Edge wurde der Bauaufzug von Kone (JumpLift) verwendet (das LIFTjournal berichtete). Dieser Bauaufzug von Kone reduziert Bauzeiten und -kosten und entlastet zudem die Logistik. Ein weiterer Vorteil: Der Schacht des JumpLifts konnte anschließend für den gesetzlich geforderten Feuerwehraufzug genutzt werden. Dabei wurde das Material nicht über Bauaufzüge im Außenbereich, sondern über den JumpLift transportiert, denn so Kone Site Manager Weigand: "Logistik ist bei einem Großprojekt alles".
Edge East Side Berlin: Wo heute das Edge steht, war früher Brachland, heute ist hier einer der größten Verkehrsknotenpunkte Berlins. Der Bau des ca. 100.000 Tonnen schweren Hochhauses war eine logistische Herausforderung: Das Baufeld ist klein, die Warschauer Brücke nur fünf Meter entfernt.
Sie wurde zunächst um 20 Millimeter angehoben – um Setzungen aus dem Einfluss der Bauphase schadenfrei aufnehmen zu können. Erst dann konnte die Baugrube ausgehoben werden. Das Edge wird übrigens nicht lange das höchste Gebäude Berlins sein: Ende 2024 soll der Estrel Tower in Neukölln fertiggestellt werden – er wird 176 Meter hoch sein.
Weitere Informationen: kone.de
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