Europa und China rücken näher zusammen
Im September 2020 wurde von der ELA und der CEA ein Informationsvermerk über internationale Normen mit Blick auf die Sicherheitsvorschriften für den Bau und die Installation von Aufzügen erstellt.
Von Christian de Mas Latrie
Der Informationsvermerk zu ISO 8100-1 und ISO 8100-2 allein stellt bereits einen guten Leitfaden für die Auslegung dieser spezifischen internationalen Normen dar. Darüber hinaus war dieses erfolgreiche Projekt nur der erste Teil einer langen Liste von Aufgaben hoher Priorität. Sie zielen darauf ab, die Interessen des globalen Aufzugmarktes gemeinsam zu fördern.
Zusammenarbeit ist gefragt!
Am 24. April 2019 unterzeichneten die beiden Verbände, European Lift Association (ELA) und die Chinese Elevator Association (CEA), vertreten durch ihre jeweiligen Präsidenten Roberto Zappa und Li Shoulin, eine Absichtserklärung (Memorandum of Understanding, MoU) auf der Grundlage von Gleichheit und gegenseitigem Nutzen.
Die Absichtserklärung soll die Zusammenarbeit zwischen den beiden Verbänden fördern und verstärken – mit dem Ziel, ein gegenseitiges Verständnis der Standpunkte zu spezifischen Fragen in den Bereichen Energie und Umwelt, Normung, Sicherheit und Zugänglichkeit zu erreichen.
Geschichte der Zusammenarbeit zwischen Europa und China
Schon seit den 1990er Jahren gab es in Fachkreisen die Idee, die europäischen Normen EN 81-1 für elektrische und EN 81-2 für hydraulische Personenaufzüge weltweit zu verbreiten und anzuwenden. ISO TC178, das technische Komitee für Aufzüge und Fahrtreppen, beschloss daher, ein Projekt in dieser Richtung zu starten. Beide Normen, insbesondere die EN 81-1, wurden bereits in vielen außereuropäischen Ländern als Referenz für die Aufzugsbranche verwendet, da sie relativ einfach anzuwenden waren.
Der World Elevator Congress 2019 wurde gemeinsam von ELA und CEA organisiert. Foto: © Grey Gale Creative Spark Design Partnership1995 rief das ISO TC178 das Programm "Global Technical Barrier-Free Trade" ins Leben. Ziel war es, ISO-Normen zu entwickeln, um die Harmonisierung der technischen und der Konformitätsbewertung weltweit zu unterstützen. 2005 wurde eine Vereinbarung zwischen dem CEN/TC10 und der chinesischen Normungsorganisation SAC/TC196 unterzeichnet.
2016 wurden diese beiden europäischen Normen für Aufzüge im Rahmen der endgültigen Ausgabe der europäischen Aufzugrichtlinie Nr. 2014/33/EU (inzwischen umbenannt in EN 81-20 und EN 81-50) überarbeitet. Darüber hinaus wurde die Beteiligung außereuropäischer Länder angestrebt.
ELA und CEA möchten ihre Kräfte bündeln
Das ISO/TC 178 hat seine Aufgabe zur Harmonisierung globaler Aufzugnormen weiter vorangetrieben, indem es einen Prozess zur Umwandlung der Normen EN 81-20 und -50 in EN ISO-Normen, d. h. EN ISO 8100-1 und EN ISO 8100-2, eingeleitet hat, wodurch der Bereich der EN 81-20 als auch jener der -50 abgedeckt werden. Diese Umwandlung findet aktuell zwischen dem CEN TC10, der derzeit federführenden und für diese Normen zuständigen Gruppe, und dem ISO/TC 178 statt. Am Ende des Projekts wird das ISO/TC 178 die leitende und verantwortliche Gruppe sein.
In Anbetracht des riesigen Aufzugmarktes in China und des Interesses chinesischer Experten an europäischen und ISO-Normen für Aufzüge beschlossen ELA und CEA daraufhin, ihre Kräfte zu bündeln, um einen besseren und häufigeren Informationsaustausch zu Themen von beiderseitigem Interesse zu entwickeln.
Die ISO 8100-1 und ISO 8100-2 Task Force
Unter den zwischen ELA und CEA festgelegten vorrangigen Themen stand die Anwendung der Normen ISO 8100-1 und ISO 8100-2 an erster Stelle. Der daraus resultierende "Information Note on the application of ISO 8100-1 and ISO 8100-2" liefert Hintergrundinformationen und Begründungen zu den Anforderungen der Normen. Darüber hinaus enthält er Anleitungen in Übereinstimmung mit den anerkannten Regeln der Technik, die das allgemeine Verständnis der Anforderungen fördern sollen.
Fokus auf globale Zusammenarbeit
Beim World Elevator Congress 2019 in Peking vereinbarten der europäische und der chinesische Aufzugverband eine Zusammenarbeit. Foto: © Grey Gale Creative Spark Design PartnershipNach Abschluss des ersten erfolgreichen gemeinsamen Projekts stehen als nächste Themen das Internet der Dinge (IoT), Konformitätsbewertungsverfahren und Leitlinien für sicheres Arbeiten an Aufzügen und Fahrtreppen auf der Prioritätenliste.
ELA und CEA haben sich verpflichtet, den Weg für eine bessere Zusammenarbeit und ein besseres Verständnis zwischen diesen beiden bedeutenden Vertretungsgremien der Aufzug-, Fahrtreppen- und Fahrsteigbranche zu ebnen. Es ist sogar möglich, dass der derzeitige Weltverband (die World Elevator and Escalator Federation), der die Zusammenarbeit und das Verständnis weltweit fördern soll, irgendwann in einen globalen Verband mit stärkeren gemeinsamen Zielen umgewandelt wird, um die Vision der globalen Zusammenarbeit in Zukunft weiter voranzutreiben.
Damit diese globale Vision Wirklichkeit werden kann, müssen noch mehr Verbände, KMUs und technische Experten einen Beitrag zum überregionalen Diskurs und zu den Bemühungen um ein besseres gegenseitiges Verständnis leisten. Wenn auch Sie sich an der branchenprägenden Arbeit der ELA in ihren verschiedenen Ausschüssen und Arbeitsgruppen beteiligen möchten, wenden Sie sich bitte an folgende Adresse: ela-aisbl.eu/index.php/contact.
Der Autor ist Convenor der Task Group ELA/CEA bei der European Lift Association
Weitere Informationen: Die CEA mit Sitz in Lang Fang, China, ist der wichtigste nationale Aufzugverband mit mehr als 500 Mitgliedern, darunter auch kleine und mittlere Unternehmen (KMU). Die Größe des chinesischen Aufzugmarktes ist atemberaubend: Nach Zahlen aus dem Jahr 2020 sind in China schätzungsweise acht Millionen Aufzüge in Betrieb, und jährlich werden mehr als 700.000 neue Anlagen installiert.
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