Der JumpLift wurde ursprünglich für Wolkenkratzer entwickelt, in denen Hochleistungsaufzüge mit Maschinenraum fahren.

Der JumpLift wurde ursprünglich für Wolkenkratzer entwickelt, in denen Hochleistungsaufzüge mit Maschinenraum fahren. (Foto: © Kone)

Verkürzte Bauzeiten durch Hochleistungs-Bauaufzüge

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In Sichtweite des Wiener Stephansdoms errichten die Entwickler Signa und ARE das neue Quartier Vienna Twentytwo. Dort installiert Kone die ersten JumpLifts der zweiten Generation im DACH-Raum.

Von Oliver Züchner

Anders als die Anlagen der ersten für sehr hohe Gebäude entwickelten Generation decken die neuen JumpLifts ein breites Spektrum an Gebäuden zwischen neun und 48 Geschossen ab. Wie alle JumpLifts reduzieren sie Bauzeiten und -kosten und entlasten die Logistik.

Ursprünglich wollte der Generalunternehmer für eines der beiden Hochhäuser des neuen Quartiers in Wien-Kagran zwei konventionelle maschinenraumlose Aufzüge als Bauaufzüge nutzen. Die Zeit bis zur Fertigstellung der Anlagen sollte durch die üblichen Außenlifte überbrückt werden.

"Als aber der Baulogistiker feststellte, dass die Fläche für die Baulifte fehlte und der Zeitplan äußerst knapp ist, ist der Logistiker auf die neuen JumpLifts umgeschwenkt", sagt Kone-Projektleiter Joachim Hahn. "Damit kann er außerdem die Fassade früher schließen und den Innenausbau vorziehen."

JumpLifts fahren in der Rohbau-Phase

Foto: © KoneFoto: © Kone

Ende Juni 2023 ist das achte Obergeschoss im Rohbau fertiggestellt. Es beginnt die Installation des JumpLifts, der zunächst die Etagen vom Erdgeschoss bis zum fünften Obergeschoss bedienen wird. Der Antrieb dafür wird auf den Führungsschienen montiert, während Steuerung und Elektrik auf der Schachtwand befestigt werden. Darüber wird ein Schutzdach ("Wetterdeck") installiert.

Wächst nun der Gebäuderohbau und mit ihm der Aufzugschacht weiter in die Höhe, werden Antrieb, Steuerung und Elektrik mithilfe eines Seilzugs um einige Etagen nach oben versetzt. "Bei der ersten Generation ist die ganze Technik auf einer Plattform montiert, die oben im Schacht schwebt und von einem weiteren darüber installierten Deck – der Installationsplattform – nach oben gezogen wird", erklärt Hahn.

Die "Sprünge" werden so oft wiederholt, bis das Gebäude seine volle Höhe erreicht hat und der Antrieb in endgültiger Position oben im Schachtkopf installiert werden kann.

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Bis zu vier Tonnen Zuladung

"Wenn das Gebäude im Rohbau steht, ist der Aufzug schon zu einem erheblichen Teil fertig montiert. Wir müssen nur noch wenige Komponenten wie die Seilaufhängung tauschen, damit aus dem JumpLift die endgültige Anlage wird", erklärt der Projektleiter.

Entsprechend erreichen die Leistungsdaten eines JumpLifts die Werte der finalen Anlage oder kommen ihr zumindest nahe: Bei 150 m maximaler Förderhöhe können die Kabinen bis zu vier Tonnen Zuladung mit maximal 4,0 m/s bewegen. Klassische Außenlifte unterschreiten diese Leistungswerte deutlich – abgesehen davon, dass sie wetterabhängig und deutlich weniger komfortabel sind.

In Wien sogar zwei JumpLifts installiert

In Wien installiert Kone die ersten JumpLifts der zweiten Generation im DACH-Raum. Foto: © Stefan SeeligIn Wien installiert Kone die ersten JumpLifts der zweiten Generation im DACH-Raum. Foto: © Stefan Seelig

Die Zahl der JumpLifts in einem Gebäude hängt dabei von den jeweiligen Anforderungen der Baulogistik ab, ebenso die Zahl der Sprünge. In Falle des Wiener Hochhauses folgt ein zweiter JumpLift, sobald der Rohbau bis zum 14. OG abgeschlossen ist. Diese Anlage bedient dann die Etagen bis zum zehnten OG.

Damit kann der Baulogistiker zwei Anlagen parallel zum Transport von Personen und Gütern einsetzen. "Eine funktionale Trennung – hier Personal, dort Güter – ist in unserem Fall nicht vorgesehen: Jeder JumpLift befördert alles und jeden", erklärt Kone-Projektleiter Hahn.

Da zwei JumpLifts vorhanden sind, steht während der "Sprungpausen" eines Lifts immer noch der zweite zur Verfügung. "Die Verlegung der Technik nach oben, dazu das Verlängern der Seile: Das dauert eine Woche, in der jeweils ein JumpLift den gesamten Betrieb abwickelt", erklärt er.

JumpLifts der ersten und zweiten Generation

Der JumpLift wurde ursprünglich für Wolkenkratzer entwickelt, in denen Hochleistungsaufzüge mit Maschinenraum fahren. So entstanden ikonische Bauten wie der "Turning Torso" in Malmö (fertig 2006), "The Shard" in London (fertig 2012) und "De Rotterdam" (fertig 2013). In Deutschland kam der JumpLift erstmals 2021 in Frankfurt am Main im Büroturm "ONE" zum Einsatz, 2022 im "Edge East Side" an der Warschauer Brücke in Berlin.

Ende 2022 hat Kone weltweit den JumpLift zweiter Generation auf den Markt gebracht. Er kann bereits in Gebäuden mit neun oder mehr Geschossen wirtschaftlich eingesetzt werden – und zwar dort, wo üblicherweise maschinenraumlose Anlagen wie Kone MonoSpace 500 und 700 zum Einsatz kommen. Damit sind auch höhere Gebäude möglich, so wie im Falle des Vienna Twentytwo. Dort erreicht das Hochhaus respektable 47 Geschosse.

Mit dem JumpLift Zeit gewinnen

JumpLift: Eine Übersicht. Foto: © KoneJumpLift: Eine Übersicht. Foto: © Kone

Wie groß der Zeitgewinn durch Einsatz eines JumpLifts tatsächlich ist, hängt vom Gebäude, der Zahl der eingesetzten JumpLifts und der übrigen Baulogistik ab. Bereits für einen Neungeschosser rechnet Kone mit einer Verkürzung der Bauzeit um mehrere Wochen.

Ein 48-Geschosser könnte laut Unternehmen um Monate früher fertig werden. Angesichts knapper personeller Ressourcen und rasant steigender Baukosten kann sich der Aufwand für den Einsatz eines JumpLift also durchaus lohnen.

Der Autor arbeitet für die Kommunikationsagentur MT-Medien.


Weitere Informationen: kone.de