Steckengeblieben …
Aufzugsmonteure haben genauso wie viele Handwerker bei der Suche nach Parkplätzen oft große Probleme. Sie sind oft die Leidtragenden moderner Verkehrskonzepte – ebenso wie ihre Kunden.
Ein Kommentar von Dr. Peter Hug
Deutschland hat schöne Städte, jedenfalls zum Teil. Und die Städte haben wohlklingende Ziele: So etwa die Reduzierung von Schadstoffemissionen wie z. B. Feinstaub oder die Reduzierung von CO2. Gleichzeitig soll der öffentliche Raum durch verkehrsberuhigende Maßnahmen aufgewertet und die Sicherheit von Fußgängern und Fahrradfahrern verbessert werden. Alles Ziele, die vollauf unterstützenswert sind.
Zur Erreichung der Ziele werden immer wieder neue verkehrspolitische Maßnahmen verkündet und umgesetzt. Beispiele aus den Metropolen gibt es genug; sogar bundesweit bekannte wie etwa die Sperrung der Friedrichstraße in Berlin. Autofreie oder autoarme Zonen werden eingerichtet, Einbahnstraßen definiert, Durchfahrtsperren im Kiezblock aufgestellt, Umweltzonen, in Zukunft vermutlich auch lokale Verbrennerverbote eingeführt. Wie in London denkt man mancherorts auch über eine City-Maut nach.
Leidtragende moderner Verkehrskonzepte
Dr. Peter Hug, Geschäftsführer des Fachverbands Aufzüge und Fahrtreppen im VDMA. Foto: © VDMAFür die Aufzugsbauer und insbesondere die Servicetechniker sind dies nur selten gute Nachrichten. So wie der Heizungs- und Sanitärinstallateur oder der Elektriker sind auch die Aufzugsmonteure oft die Leidtragenden moderner Verkehrskonzepte. Das Problem: Die Anfahrt zum Objekt und dann vor allem eins: die Suche nach einem Parkplatz. So ist schon mancher Servicetechniker steckengeblieben. Nicht im Aufzug, Sie wissen es schon: im Verkehr!
Und wehe man findet nach langem Suchen ein Plätzchen für das Fahrzeug und dieses ist auf einem Gehweg. Aus praktischer Erfahrung weiß ich: Das macht 55 Euro, seitdem der Bußgeldkatalog in die Inflationsspirale geraten ist.
Kein Umsatz bei der Parkplatzsuche
Was aber noch teurer und vor allem ärgerlicher ist: Die Arbeitsproduktivität von Servicetechnikern und Handwerkern verringert sich dramatisch, die Kundenzufriedenheit sinkt mit längeren Wartezeiten und anders als Taxifahrer mit Fahrgast machen Techniker im Stau oder beim Rundendrehen keinen Umsatz.
Bei Kommunen werden diese Probleme zumeist nicht mitgedacht. Sollte man aber: Denn ein Wasserrohrbruch ist schlimm, aber ein steckengebliebener Fahrgast im Aufzug wartet auch nicht gerne länger als nötig auf die Befreiung. Kommunalpolitiker fehlen oft die Kenntnisse über die spezifischen Transport- und Parkbedürfnisse von Servicetechnikern und Handwerkern.
Zu diesem Thema gibt es auch keine mir bekannten Studien. Ganz klar ein Forschungsdefizit. Damit ist auch der Umfang des notwendigen Kfz-Verkehrs von Handwerkern und Servicetechnikern zumeist nicht bekannt. Es fehlt weiterhin ganz offensichtlich am Bewusstsein für die Abhängigkeit der Städte von technischen Dienst- und Handwerkerleistungen.
Gutmenschentum ist romantisch …
Die Fahrzeuge von Servicetechnikern sind rollende Ersatzteillager und Werkstätten zugleich. Es gab tatsächlich schon Vorschläge, zentrale innenstädtische Lager für alle Gewerke einzurichten und die Teile per Lastenfahrrad auszuliefern. Das würde mit Sicherheit in der Praxis scheitern.
Gutmenschentum ist halt etwas Schönes und Romantisches. Einem steckengebliebenen Fahrgast fehlt aber das Verständnis für verlängerte Wartezeiten, die solche verkehrspolitische Maßnahmen mit sich bringen – genauso wie dem Hausbewohner, der nach dem Wasserrohrbruch mit einem Eimer bewaffnet im Keller steht.
Es gilt für die Aufzugsbranche gemeinsam mit dem Handwerk immer wieder vor Ort auf der Matte zu stehen und den Kommunalpolitikern und Verkehrsexperten die Anforderungen unserer Branchen nahezubringen. Eine schnelle Lösung ist nicht in Sicht. Aber vielleicht höhlt auch hier steter Tropfen den Stein. Im Fachverband Aufzüge und Fahrtreppen im VDMA jedenfalls ist das Thema angekommen und gemeinsam mit dem Zentralverband des Deutschen Handwerks bearbeiten wir das Thema bzw. die damit betrauten Politiker.
Der Autor ist Geschäftsführer des Fachverbands Aufzüge und Fahrtreppen im VDMA.
Weitere Informationen: www.vdma.org
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