Keine Kollisionen dank BIM
Mit BIM soll strukturiertes, effizientes und möglichst fehlerfreies Planen und Bauen ermöglicht werden. Diese vernetzte Planungsmethode wurde in Deutschland bisher eher zurückhaltend eingesetzt.
Mittlerweile nimmt das neue Format jedoch Fahrt auf – mit dem BIM-Pilotprojekt Bahrenfelder Carré in Hamburg auch bei Schindler. Bauherr des Projekts im Hamburger Westen ist die Berliner CG Gruppe AG.
Das Bauvorhaben mit Wohn- und Geschäftshäusern umfasst 281 Ein- bis Fünfzimmerwohnungen sowie Gewerbeflächen für den Einzelhandel. Derzeit befindet sich das Objekt im Rohbau. Die Fertigstellung ist für 2021 geplant. Schindler sorgt liefert dafür 14 Anlagen vom Typ Schindler 3300, teils mit zweiseitigem Zugang.
Erstes BIM-Projekt für Schindler Deutschland
Für das Aufzugs- und Fahrtreppenunternehmen ist es das erste umfassende BIM-Projekt in Deutschland. Die Projektbeteiligten tauschen die BIM-Modelle über eine Common Data Environment (CDE) aus. Das verantwortliche Architekturbüro, JMJ Architekten, erhält die Daten der Aufzüge in Form von IFC4-Modellen, die mit planungsrelevanten Informationen angereichert sind.
Das 3D-Modell erstellt von JMJ Architekten wird als digitaler Zwilling des späteren Gebäudes aktiv in der Planungsphase eingesetzt und unterstützt die Ausführungsphase. Foto: © CG GruppeDie Aufzugsmodelle enthalten einerseits eine vereinfachte Geometrie und Attribute der Aufzugstechnik sowie sicherheitsrelevante Abstände und Wartungsräume. Andererseits werden mit dem BIM-Modell auch alphanumerische Daten geliefert, die der Kunde für seine Systeme benötigt. Solche Daten können zum Beispiel den Bezug zu einem Treppenhaus darstellen.
Besonders in der Planungsphase sei die Bündelung der Aufzugseigenschaften eine Erleichterung, da so der Rechercheaufwand bei allen Beteiligten reduziert und ein identischer Informationsstand gewährleistet werden kann, erklärt der Konzern.
Kostenersparnisse durch Kollisionsprüfung
Die Vorteile von BIM liegen für Schindler-Projektleiter Robert Müller auf der Hand: "Da es eine gemeinsame Datenbasis gibt, um den Aufzug zu planen, können Unstimmigkeiten zwischen den einzelnen Disziplinen oder Kollisionen von Bauteilen frühzeitig erkannt und ausgemerzt werden."
Das senke den Planungsaufwand und vermeide zusätzliche Kosten. Zudem sind Änderungen am Modell für jeden Projektbeteiligten sichtbar.
Gute Planung erfordert gute Vorbereitung
Die neue Art der Planung bringt auch strukturelle Änderungen mit sich: Sowohl Anpassungen in der Hard- und Software als auch die Prüfung personeller Kapazitäten für Fort- und Weiterbildungen sind essenziell für das Gelingen.
Laut Müller besteht die derzeitige Herausforderung zudem darin, Planungsprozesse und Arbeitsweisen zu vereinheitlichen: "Um unnötige Datenmengen zu vermeiden und die Abläufe zu erleichtern, wären ein Leitfaden oder eine einheitliche Definition in der Branche hilfreich", so der Projektleiter. Dafür setze sich Schindler unter anderem im VDMA-Arbeitskreis BIM für Aufzüge ein. Ergebnisse dieses Arbeitskreises sollen in einem Unterblatt der VDI Richtlinie 2552 Blatt 11 veröffentlicht werden.
Erste BIM-Ziele
Dank der Kollisionsprüfung mit BIM können Planungsfehler frühzeitig behoben und Kosten gespart werden. Foto: © SchindlerMit dem Pilotprojekt Bahrenfelder Carré verfolgt Schindler in erster Linie das Ziel, Erfahrungen in der Planung mit BIM zu sammeln. "Die Informationsmodelle sind zwar immer spezifisch, aber die Struktur selbst bleibt gleich", erläutert Anna Merkler, Prozessmanagerin Digitales Planen und Bauen bei Schindler Deutschland.
"Das Pilotprojekt bietet uns die Möglichkeit, diese Struktur aufzubauen, um sie auf zukünftige Projekte zu übertragen." Darüber hinaus könne man dank des Projekts die Anforderungen des Marktes erkennen und seine BIM-Angebote an die Bedürfnisse anpassen.
Zukünftige Schritte für die Aufzugsplanung
Zusätzlich biete das BIM-Modell die Möglichkeit, den Informationen zu Ersatzteilen sowie die Lebensdauer der einzelnen Aufzugskomponenten zu hinterlegen und den Lebenszyklus der Anlage zu planen. Schindler prüft derzeit geprüft, wie die Integration solcher Informationen erfolgen kann.
Weitere Informationen: schindler.de
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