Das urbane Leben wird neu definiert. Der Aufzug muss seinen Teil beitragen zur Nutzung und Logistik der neuen Gebäude und Strukturen.

Das urbane Leben wird neu definiert. Der Aufzug muss seinen Teil beitragen zur Nutzung und Logistik der neuen Gebäude und Strukturen. (Foto: © irstone/123rf.com)

Aufzugtechnik als Spiegel des gesellschaftlichen Wandels

Aktuelles

Die mittelständische Aufzugbranche muss auf die zunehmende Digitalisierung vorbereitet werden. Schulung und Weiterbildung spielen dabei eine große Rolle. Zugleich muss sich der Aufzugbau mit weiteren wichtigen Trends auseinandersetzen.

Unsere moderne Gesellschaft digitalisiert sich zunehmend. Dieser Prozess erstreckt sich über alle Bereiche unseres Lebens. Gerade Schnittstellentechniken wie der Aufzugbau zwischen der Maschinentechnik, der Gebäudetechnik und dem neuen urbanen Leben kommt – zudem mit seiner Voraussetzung, bereits autonom betriebene Systeme zu haben – eine große Bedeutung zu.

Allerdings müssen die Menschen und Mitarbeiter in der Branche, die in weiten Teilen mittelständisch geprägt ist, und auch die Nutzer auf die "neuen" Gegebenheiten vorbereitet werden. Die Gruppen der Sieger und Verlierer werden sich neu ergeben. Durch gezielte Heranführung, Schulung und Weiterbildung kann hier Einfluss genommen werden – das zeigen nationale und internationale Weiterbildungsmaßnahmen. Wichtig ist es, die Interdisziplinarität zu erkennen und mit dieser Interdisziplinarität bewusst zu arbeiten.

Aufzug: Teil der digitalen Wirtschaft

Der Aufzug als klassischer Vertreter der Traktionsantriebe muss als Teil der digitalen Wirtschaft und der Gesellschaft betrachtet werden. Er orientiert sich damit an den produktionslastigen Themen der Industrie 4.0, aber auch an den neuen smarten Trends Service, Datenhandling, Vernetzung, Wissenschaft und Bildung und veränderte Lebenswelten.

Zugleich muss sich der Aufzugbau mit Trends wie nachhaltige Mobilität, Urbanisierung, Selbstbestimmung des Lebens im Alter, Leichtbau und Energieeffizienz auseinandersetzen. Das gilt auch für die Internationalisierung, die durch die Pandemie weiter an Komplexität gewinnt. Die Themen digitale und physische Sicherheit werden – wie die Ressourcenschonung und Klimaneutralität – die Branche fordern, ihren Beitrag zu leisten.

Von der Wiege bis zur Bahre…

Der Wunsch nach dem individuellen Aufzug (Losgröße "1") wird die horizontale Integration über die Wertschöpfungs-Netzwerke und die vertikale Integration über die betriebswirtschaftlichen Prozesse vorantreiben. Es wird zukünftig nur über den gelebten Ansatz "from the cradle to the grave" funktionieren. Dazu sind die Merkmale Qualität im Produkt und Güte in der Montage und Wartung die Basis – oder doch erst noch das Ziel?

Die Mitarbeiter müssen auf die veränderten Anforderungen vorbereitet werden. Zielgerichtete Schulungen mit flexiblen Angeboten der VFA-Akademie sind dazu prädestiniert. Die Einsicht der mittelständischen Unternehmen in einem komplexen interdisziplinären Arbeits- und Industrieumfeld gemeinsam zu handeln und jeweilige singuläre Stärken einzubringen, braucht Vertrauen. Es wird zum Beispiel durch die Informationstage der VFA-Reihe "Smarte Technologien am Aufzug (Aufzug 4.0)" gefördert.

Bei aller Faszination für die Digitalisierung, die Vernetzung und den gewaltigen Markt der Möglichkeiten muss die Detailverliebtheit auf das nötige Maß gebracht werden. Diese Grenze muss zukünftig durch die Nutzer und die Bereitsteller innerhalb der politischen Vorgaben geklärt werden.

Ressourcenverbrauch des Bauwesens

Das urbane Leben wird neu definiert. Die agile, sich bewegende und vielfältig lebbare Stadt, in der produziert wird – mit Verdichtung des Lebensraums als Shared Economy – gibt es bereits als Vision. Der Aufzug muss seinen Teil beitragen zur Nutzung und Logistik der neuen Gebäude und Strukturen.

Kleiner, leichter, individueller – das sind die Wünsche. Dabei muss man sich bewusst sein, dass dies neue Fragen (z. B. Schallemission) aufwirft. Bereits in den frühen Entwicklungsphasen muss dies erkannt werden.

Wir kommen auch nicht umhin zu realisieren, dass 50 – 60 Prozent des Ressourcenverbrauchs weltweit auf das Bauwesen fällt und die Urbanisierung rasant zunimmt. Textiles Bauen, adaptiver Leichtbau, erneuerbare- und Gradientenwerkstoffe, Recyclate usw. werden den zukünftigen Baustil sicherlich stark beeinflussen. Dazu braucht es allerdings einen intelligenten – nennen wir es smarten – Ansatz, der die Beanspruchungen durch die Fördertechnik, die Anlagen und deren Sicherheitseinrichtungen reduziert, ohne die Sicherheit der Nutzenden zu gefährden.

Von Prof. Dr.-Ing. Wolfram Vogel
Prof. Dr.-Ing. Wolfram Vogel ist öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für Aufzug-Seile und -Hebetechnik (Sachverständigen-Büro "Gut Achten"). Er hat die Konzeption und Leitung der VFA-Reihe "Smarte Technologien am Aufzug".


Weitere Informationen: gutachten-vogel.de

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