Ein Dreiklang für die Nachhaltigkeit
Nachhaltigkeit hat viele Aspekte. Eine wichtige Rolle spielt (nicht nur) bei Aufzügen und Komponenten der Dreiklang von Qualität, Abnutzungsvorrat und Verschleiß.
Von Jan König und Ulrich Nees
Hat der Abnutzungsvorrat eines Aufzugs oder einer Komponente Einfluss auf die Energieeffizienz und die Nachhaltigkeit? Natürlich. Denn zur Nachhaltigkeit gehört sehr viel mehr als die Energieeffizienz, das haben wir schon im ersten Beitrag dieser Reihe beleuchtet. Die Qualität, der Abnutzungsvorrat und der Verschleiß bestimmen maßgeblich die Lebensdauer. Deshalb spielen diese Aspekte eine große Rolle für die Nachhaltigkeit.
Diagramm 1: Energiebedarf. Foto: © Ulrich NeesWarum? Wer Aufzüge und Komponenten mit geringer Qualität einsetzt, muss mit erhöhtem Verschleiß rechnen. Daraus resultiert ein erhöhter Energiebedarf (Diagramm 1) und eine kürzere Lebensdauer (mit den damit verbundenen Ausfallzeiten und Kosten). Und so erweist man der Nachhaltigkeit einen Bärendienst. Warum? Nun, verschlissene Produkte verändern ihre Eigenschaften und das in der Regel nicht zum Besseren. Dies liegt daran, dass der Verschleiß die Geometrie von Bauteilen ändert, was sich direkt auf die Energieeffizienz auswirkt.
Der Verschleiß lässt sich sehr einfach über eine Messung des Energiebedarfs feststellen, was leider oft vergessen wird. Wenn der Energiebedarf einer Aufzuganlage von Fahrt zu Fahrt kontinuierlich steigt (s. Diagramm 1), dann kann man davon ausgehen, dass die Energieeffizienz im Betrieb nicht mehr gegeben ist.
Ursachen für Verschleiß
Diagramm 2: Änderung der PWM Foto: © Ulrich NeesSchauen wir ins Detail: Wir unterscheiden zwischen mechanischem Verschleiß und Verschleiß von elektrischen Geräten. Beginnen wir mit dem mechanischen Verschleiß.
Es gibt vier verschiedene Arten von mechanischem Verschleiß:
• Adhäsiver Verschleiß bei mangelnder Schmierung,
• Abrasiver Verschleiß durch Rauheitsspitzen,
• Oberflächenzerrüttung durch wechselnde oder schwellende Belastungen und
• Tribooxidation, also die Bildung von Zwischenschichten, zum Beispiel durch Oxidschichten.
Der Verschleiß von elektrischen Bauteilen wird unter anderem bedingt durch die natürliche Alterung und die Belastung der Bauteile, etwa durch
• mangelnde Kühlung,
• zu geringe Leistung,
• Änderung der Pulsweitenmodulation (PWM),
• Vibrationen.
Schauen wir in die Praxis:
Diagramm 3: Schwinggeschwindigkeit. Foto: © Ulrich NeesBeginnen wir mit einem Beispiel für den mechanischen Verschleiß. Wenn das Instandhaltungsunternehmen nicht die vom Hersteller vorgegebenen Ölwechsel zum Beispiel beim Getriebe vornimmt, dann entsteht verstärkt ein adhäsiver Verschleiß der betroffenen Bauteile. Das hat zur Folge, dass logischerweise die Lebensdauer des Getriebes sinkt. Um das zu verhindern, muss die technische Dokumentation des Herstellers nicht nur vorliegen, sondern auch befolgt werden. Qualität spielt also auch bei der Dienstleistung eine große Rolle für die Nachhaltigkeit.
Oder betrachten wir als Beispiel für den Verschleiß von elektrischen Bauteilen die unkontrollierten Änderungen der Pulsweitenmodulation (Diagramm 2), die unter anderem durch die falsche Einstellung der Anlage entstehen können. Das löst eine Art Dominoeffekt aus: Es führt zu einer hohen Schwinggeschwindigkeit des Triebwerkes (Diagramm 3), damit unweigerlich zu hohen Luft- und Körperschallemissionen und vor allem zu einem deutlich erhöhten Verschleiß der direkt oder indirekt betroffenen Bauteile. Mit den bekannten negativen Folgen für die gesamte Nachhaltigkeit.
Das Fazit bleibt also wie im ersten Beitrag der Serie beschrieben: Zur Nachhaltigkeit gehört sehr viel mehr als Energieeffizienz. Wenn Aufzüge und Komponenten eine hohe Qualität, einen hohen Abnutzungsvorrat und einen geringen Verschleiß aufweisen, sind sie nachhaltiger und übrigens auf lange Sicht gesehen auch preiswerter.
Jan König ist Inhaber des Ingenieurbüros (VDI) Ing4Lifts.
Ulrich Nees ist Inhaber von "Aufzug-Systeme + Beratung Ulrich Nees".
Weitere Informationen: ing4lifts.de
aufzugsystemeberatung.de
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