Wie neu: Modernisierung hydraulischer Aufzugsanlagen
Die Klimakrise zeigt: Die Zeit der Wegwerfmentalität ist vorbei, Modernisierung ist das Gebot der Stunde. Das gilt auch für hydraulische Aufzugsanlagen.
Sie lassen sich in überschaubaren Schritten auf den neuesten Stand der Technik bringen – und das zu deutlich geringeren Kosten als bei einer kompletten Erneuerung.
Von Tony Aschwanden
Die vollständige Erneuerung einer bestehenden Aufzugsanlage verschwendet unnötig Ressourcen wie knappe Rohstoffe und belastet die Umwelt durch Verarbeitung und Transport. Was oft vergessen wird: Zudem steckt in der kompletten Erneuerung sehr viel sogenannte ‚graue Energie‘.
Unter grauer Energie versteht man die gesamte Energiemenge, die für alle dem Betrieb vor- und nachgelagerten Prozesse wie Herstellung, Transport, Lagerung, Verkauf und Entsorgung eines Produktes benötigt wird. Dazu gehören auch die Vorprodukte bis hin zur Rohstoffgewinnung und der Energieeinsatz der Produktionsprozesse.
Um auf den neuesten Stand der Technik und aller Sicherheitsstandards zu kommen, reicht es völlig aus, nur einen Teil des Aufzugs oder relevante Komponenten zu ersetzen. Mehr Fahrkomfort, höhere Sicherheitsstandards, verbesserte Energieeffizienz, digitale Vernetzung und damit Überwachung sind neben der Ressourcenschonung weitere positive Faktoren.
Mehrere Investitionsschritte führen auch zum Ziel
Modernisierung versus Neubau: Der ökologische Fußabdruck einer Modernisierung ist deutlich kleiner als ein kompletter Ersatz. Foto: © Bucher HydraulicsEine Modernisierung kann außerdem etappenweise über mehrere Jahre durchgeführt werden, um die Kosten zu verteilen. Ein Komplettaustausch hingegen muss in einem Zug erfolgen und blockiert wichtige Gebäudeteile für längere Zeit.
Ein weiterer Faktor, der für eine Modernisierung spricht, ist die sehr unterschiedliche Lebensdauer der Aufzugskomponenten. Eine Gebäudehülle hat eine Lebensdauer von circa 80 Jahren. Während Schienen und Zylinder bei guter Wartung ebenfalls dieses Alter erreichen können, ist die Lebensdauer von Aufzugskomponenten wie Antrieb oder Steuerung wesentlich kürzer.
Eine schrittweise Modernisierung ermöglicht es, die Komponenten je nach Bedarf zu ersetzen. So erfolgt die Modernisierung des hydraulischen Antriebs etwa alle 30 Jahre, die Modernisierung der Aufzugssteuerung alle 20 Jahre und der Austausch von Türen und Kabine alle 15 bis 20 Jahre.
Modernisierung im Bestand
Auch bei der Modernisierung bestehender Gebäude, die bisher über keine Aufzugsanlage verfügen, bieten hydraulische Aufzüge entscheidende Vorteile. Durch die platzsparende und flexible Bauweise findet sich oft eine Lösung für den nachträglichen Einbau und damit für die Aufwertung bestehender Gebäude. Ein Hydraulikaufzug benötigt durchschnittlich zwölf Prozent weniger Schachtraum als ein Seilaufzug, da er ohne Gegengewicht auskommt.
Für sogenannte Rucksackaufzüge reicht sogar eine einzige tragfähige Wand, die zudem Türöffnungen in drei Richtungen erlaubt. So können die schlanken Hydraulikaufzüge zum Beispiel auch nachträglich in einem Treppenauge oder Innenhof installiert werden.
Die auftretenden Kräfte wirken statisch günstig direkt auf das Fundament. Die Führungsschienen können kleiner dimensioniert und bei Bedarf sogar unsichtbar in den Zylinder integriert werden. Die bestehende Gebäudestatik muss nicht verändert werden. Hydraulikaufzüge eignen sich daher hervorragend für Gebäude ohne Schacht. Auch für Gebäude, die später aufgestockt werden sollen, sind sie die richtige Wahl.
Energieeinsparung nach Maß
Zustandsüberwachung: Das elektronisch geregelte Liftregelventil iValve von Bucher Hydraulics liefert zusammen mit der Steuerung iCon-2 Daten für eine vorausschauende Wartung. Foto: © Bucher HydraulicsEin häufig genannter Nachteil hydraulischer Aufzüge gegenüber Seilaufzügen ist der höhere Energieverbrauch im Betrieb. Inzwischen ist die Technik einen großen Schritt weiter, Stichwort Frequenzumrichter. Herkömmliche Förderpumpen laufen immer mit voller Drehzahl. Die Fahrkurve – also Beschleunigung, Vollfahrt und Verzögerung – wird über ein Ventil geregelt. Das überschüssige Öl wird energieineffizient in den Tank zurückgeleitet, wodurch es sich unnötig erwärmt. Dies kann sogar den Einsatz eines Ölkühlers erforderlich machen. Hier wird unnötig Energie vernichtet.
Frequenzumrichter hingegen regeln die Pumpen von Drehzahl Null an. Dadurch fördert die Pumpe nur so viel, wie für die ideale Fahrkurve nötig ist. Bei 25 bis 30 Prozent Energieeinsparung amortisieren sich die Mehrkosten für den Frequenzumrichter bei stark frequentierten Aufzügen in relativ kurzer Zeit.
Mit neuen Technologien geht das Energiesparen noch einen Schritt weiter. Superkondensatoren, kurz Supercaps genannt, lassen sich wesentlich schneller laden und entladen als Akkus. Zudem halten sie viel mehr Ladezyklen aus. Bucher Hydraulics hat diese Technologie für Aufzüge verfügbar gemacht und kann sie – mit entsprechenden Softwareanpassungen – sogar an bestehenden Aggregaten nachrüsten.
Das Prinzip: Das bei der Abwärtsfahrt durch den Zylinder verdrängte Öl treibt die Pumpe an. Diese dreht nun den Motor, der als Generator arbeitet und so elektrische Energie erzeugt und zwischenspeichert. Beim nächsten Hochfahren steht diese Energie zur Verfügung und reduziert den Strombezug aus dem Netz. Das spart nochmals 20 bis 30 Prozent Energie, was sich vor allem bei stark frequentierten Anlagen auszahlt.
Eine neue Ära der Aufzugshydraulik
Die Herstellung eines Aufzugssystems hat eine erheblich größere Auswirkung auf den ökologischen Fußabdruck als die Betriebszeit, weshalb eine Gesamterneuerung deutlich weniger nachhaltig ist als eine Modernisierung, so Tony Aschwanden, Product & Application Manager bei der Bucher Hydraulics AG. Foto: © Bucher HydraulicsBucher Hydraulics ist Mitglied der VDMA-Initiative BlueCompetence und hat sich unter dem Motto ECOdraulics verpflichtet, besonders energiesparende, emissionsarme, langlebige, leichte und platzsparende Produkte zu entwickeln und herzustellen. Ein solches Produkt ist zum Beispiel das intelligente Hydraulikventil iValve von Bucher Hydraulics.
Noch einfacher gestaltet sich die Modernisierung mit dem "Multikit", das alle Komponenten für die Modernisierung eines hydraulischen Aufzugs enthält, ohne dass die Aufzugssteuerung ausgetauscht werden muss. Damit kann ein mechanisches Ventil in nur einem Tag durch die neueste Ventilgeneration iValve ersetzt werden. Ermöglicht wird dies vor allem durch ein vordefiniertes Umbaupaket, das bereits werksseitig voreingestellte Anlagendaten enthält.
Mein Fazit: Die schrittweise Modernisierung von Aufzugsanlagen ist sowohl in Bezug auf die Investition als auch auf den ökologischen Fußabdruck immer besser als ein Totalersatz.
Der Autor ist Product & Application Manager und arbeitet seit über 16 Jahren bei der Bucher Hydraulics AG in der Schweiz. Das Unternehmen ist ein Anbieter innovativer hydraulischer Antriebs- und Steuertechnik für mobile und stationäre Anwendungen.
Das spricht für die Modernisierung: • Erfüllung aktueller Normen bedeutet erhöhte Sicherheit
• Anpassung der Leistungsfähigkeit an aktuelle Bedürfnisse
• Höherer Fahrkomfort
• Energieeffiziente Antriebstechnik (Reduzierung des bisherigen Verbrauchs)
• Garantierte Ersatzteilverfügbarkeit
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